Unser Immunsystem ist eine fantastische Einrichtung. Es besteht aus unterschiedlichen Zellsystemen, die unterscheiden können zwischen den Zellen des eigenen Körpers und fremden Zellen und Zellbestandteilen. Es kann sich friedlich verhalten gegenüber nützlichen Bakterien, etwa denen gegenüber, die nach der Geburt vom Baby im Kontakt mit der Mama und der ganzen Umwelt aufgenommen werden und den Darm besiedeln. Und es ist dazu da, andererseits sehr aggressiv zu sein gegenüber Viren und Bakterien, die Zellen und Gewebe zerstören und krank machen.
Inhaltsverzeichnis
Immunsystem bei Geburt auf der Startlinie
Wenn ein Baby geboren wird, steht sein Immunsystem quasi auf der Startlinie und beginnt mit dem ersten Tag zu lernen. In den ersten Wochen lernt das Immunsystem, sich schnell mit Bakterien auseinanderzusetzen. Das ist wichtig, damit nicht bei jeder kleinen Hautverletzung und Schramme die Bakterien der Hautoberfläche sich ungehemmt im Körper ausbreiten können. Erst im zweiten Schritt kommt die Fähigkeit dazu, genauso schnell auch Viren zu bekämpfen.
Dass Babys nicht in den ersten Wochen an allen Infekten gleichzeitig erkranken, die ihre Mitmenschen ihnen mitbringen, das liegt daran, dass sie vor der Geburt mit Antikörpern aus dem Blut ihrer Mama versorgt werden. Ist die Mama während der Schwangerschaft gegen Influenza, gegen COVID-19 und gegen Keuchhusten frisch geimpft, dann gibt sie einen großen Rucksack voll effektiver, frischer Antikörper an ihr Baby weiter. Für einige Wochen ist das Baby dadurch hervorragend vor solchen schweren Infektionen geschützt; dafür gibt es den schönen Begriff „Nestschutz“.
Der Nestschutz bewahrt das Neugeborene vor lebensgefährlichen Infektionen
Das ist besonders wichtig, denn neugeborene Babys reagieren auf diese Krankheitserreger anders als ältere Kinder und Erwachsene: Da sie noch kein schnell funktionierendes Immunsystem haben, gibt es zunächst oft sogar weniger Symptome, weniger Fieber. Das bedeutet aber auch, dass sich die Krankheitserreger länger im Körper ungehemmt ausbreiten können. Es kann dann mit Verzögerung zu umso schwereren Verläufen kommen, bis hin zu Lungenentzündungen. In den entzündeten Atemwegen siedeln sich dann häufig gefährliche Bakterien an, gegen die dann nur noch hoch dosierte Antibiotika helfen. Und bei einer Infektion mit Keuchhusten kommt es bei jungen Säuglingen nicht zu den typischen schweren Hustenanfällen, sondern stattdessen zu Atemstillständen. Das kann lebensgefährlich werden.
Da die Impfungen in der Schwangerschaft einen derartig großen Vorteil für das Baby haben, werden sie von allen Krankenkassen bezahlt.
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Erweiterter Nestschutz durch Impfung der Kernfamilie bereits vor der Geburt
Aber Nestschutz bedeutet noch mehr: Denn die Antikörper der Mama werden im Lauf der ersten Lebenswochen abgebaut. Um das Baby, das ja erst wenige Wochen alt ist, vor schweren Infektionskrankheiten wie Influenza, COVID-19 und Keuchhusten zu schützen, sollten alle, die engen Kontakt mit dem Baby haben, schon vor der Geburt gegen diese drei Krankheiten geimpft sein. Die Krankenkassen zahlen auch diese Impfungen, und zwar für Lebenspartner und -partnerin der Mutter, für die Großeltern und andere Erwachsene, die in den ersten Wochen in einen engen Kontakt mit dem Baby kommen könnten. Impfen können die Frauenärztin oder der Frauenarzt oder Hausärztin und Hausarzt. Dass natürlich auch die Geschwister gut geimpft sein sollten, ist klar, und natürlich auch, dass das Baby im Rahmen der Vorsorgeuntersuchungen in der kinderärztlichen Praxis alle Impfungen bekommen, die in Deutschland empfohlen sind.
Infektionen lassen sich trotzdem nicht immer verhindern. Wenn ältere Geschwister schon im Kindergarten oder in der Schule sind, schleppen sie den ganzen Winter über eine Erkältung nach der anderen nach Hause. Im Wartezimmer der Kinderarztpraxis sitzen genügend Familien mit hustenden Kindern, und auch aus dem beruflichen Alltag und dem weiteren Bekanntenkreis kommen immer wieder Infekte ins Haus. Trotzdem bedeutet es für das Baby in seinen ersten Lebenswochen einen ganz enormen Schutz, wenn die Mama und die anderen Erwachsenen im nahen Umfeld gegen die am meisten verbreiteten und gefährlichsten Krankheitserreger geimpft sind.
Hinweis zum Impfen in der Schwangerschaft
Autorin: Dr. Susanna Kramarz
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