Was passiert nach der Geburt in der Klinik?

Was passiert direkt nach der Geburt in der Klinik? Welche Abläufe sind zu beobachten und sind warum diese so wichtig?

Die Geburt eines Kindes ist unbestritten ein einzigartiges und bewegendes Ereignis. Sie bringt sowohl Freude als auch viele Fragen mit sich, besonders was die ersten Momente nach der Geburt betrifft. In diesem Beitrag möchten wir ausführlich erläutern, was direkt nach der Geburt in der Klinik passiert, welche Abläufe zu beobachten sind und warum diese so wichtig sind – sowohl für das Neugeborene als auch für die Mutter.

Die ersten Minuten nach der Geburt

Die Abläufe direkt nach der Geburt hängen maßgeblich davon ab, wie die Geburt verlaufen ist und in welchem Zustand sich das Baby und die Mutter befinden. Ist alles gut verlaufen, umfasst der Prozess in der Regel folgende Schritte:

  1. Der erste Haut-zu-Haut-Kontakt: Das Baby wird nackt auf die Brust der Mutter gelegt. Dieser Haut-zu-Haut-Kontakt ist von großer Bedeutung, da er die Bindung zwischen Mutter und Kind fördert und das Baby beruhigt. In dieser Phase wird das Kind mit einem warmen Tuch bedeckt, um eine Auskühlung zu verhindern. Diese Nähe hat nicht nur eine emotionale Komponente, sondern unterstützt auch den Instinkt des Babys, zur Brust zu finden.
  2. Überprüfung der Atemwege: Um sicherzustellen, dass das Neugeborene gut atmet, werden die Atemwege abgesaugt, sollten sie noch Fruchtwasser enthalten. Dieser Schritt kann unerwartet entscheidend sein, da freie Atemwege direkten Einfluss auf die Gesundheit des Kindes haben. Falls nötig, können die Fachkräfte auch weitere Maßnahmen ergreifen, um sicherzustellen, dass das Baby richtig atmet.
  3. Nabelschnurversorgung: Die Nabelschnur pulsiert nach der Geburt noch etwa eine Minute lang. Diese Zeit ist nicht nur wichtig, um dem Kind weiteres Blut sowie Nährstoffe zuzuführen, sondern auch für den Übergang in die neue Lebenssituation außerhalb des Mutterleibs. Nach etwa einer Minute wird die Nabelschnur mit zwei Klemmen abgeklemmt und dazwischen durchtrennt. In den meisten Fällen entscheiden sich viele Eltern dafür, das Abklemmen und Durchtrennen der Nabelschnur selbst zu übernehmen – eine schöne Möglichkeit, aktiv am Geburtserlebnis teilzuhaben.
  4. Blutentnahme aus der Nabelschnur: Eine Blutentnahme aus der Nabelschnur erfolgt, um den Rhesus-Faktor sowie die Blutgruppe und den pH-Wert zu ermitteln. Diese Tests sind standardisiert und helfen, wichtige Informationen über das Neugeborene zu gewinnen, die für die weitere Behandlung und Überwachung wichtig sein können.
  5. Erstes Stillen: Während all dieser Vorgänge wird oft geholfen, das Kind das erste Mal an die Brust zu legen. Das Stillen ist nicht nur eine Nahrungsaufnahme, sondern auch eine wichtige Quelle für Trost und Nähe. In vielen Kliniken wird großen Wert darauf gelegt, diesen ersten Kontakt zu fördern, da er die Bindung und das Stillen beim späteren Umgang mit dem Baby erleichtert.
  6. APGAR-Test: In den ersten zehn Minuten nach der Geburt findet der APGAR-Test statt. Dieser Test bewertet die Gesundheit des Neugeborenen anhand von fünf Kriterien: Atmung, Puls, Grundfarbe, Muskeltonus und Reflexe. Er wird in der Regel mit einer Punktzahl von 0 bis 10 durchgeführt. Ein höherer Score signalisiert eine bessere Anpassung des Babys an das Leben außerhalb des Mutterleibs.
  7. Erste Messungen: Die Körperlänge, der Kopfumfang und das Gewicht Ihres Babys werden gemessen. Diese Daten sind nicht nur für medizinische Zwecke wichtig, sondern auch für die Dokumentation und die Erfassung des Wachstums des Kindes im ersten Lebensjahr. Zusätzlich haben einige Hebammen die wunderbare Tradition, das Baby sanft zu baden oder es mit einem Tuch zu reinigen, bevor dies anzieht und ein Namensbändchen sowie ein Schild für das Bettchen erhält.
  8. Nachgeburt: Ungefähr 15 Minuten nach der Geburt wird die Nachgeburt, also die Plazenta, geboren. Die Hebamme prüft dann, ob diese vollständig ist und ob Auffälligkeiten sichtbar sind. Dies ist entscheidend für die Gesundheit der Mutter und hilft, Komplikationen zu vermeiden.
  9. Versorgung von Verletzungen: Kam es während der Geburt zu einem Dammschnitt oder -riss, wird dieser jetzt, meist unter örtlicher Betäubung, versorgt und genäht. Es ist wichtig, dass die Mutter dabei gut betreut wird und alle notwendigen Informationen über den Heilungsprozess erhält.

Die erste Stunde: Zeit für die Familie

Nach diesen ersten wichtigen Momenten zieht sich die Hebamme etwas zurück und lässt den Eltern Zeit, sich als Familie kennenzulernen. In dieser Phase ist es essenziell, dass die Eltern sich emotional auf ihr neuestes Familienmitglied einstellen und die erste gemeinsame Zeit genießen. Gleichzeitig wird alle 15 Minuten Ihr Kreislauf sowie Ihr Uterus kontrolliert, um sicherzustellen, dass alles in Ordnung ist.

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Die ersten Tage: Wochenstation oder Wochenbett zu Hause

Verlegung in die Wochenstation oder Entlassung: Sind alle überprüften Parameter stabil, werden Sie nach etwa ein bis zwei Stunden auf die Wochenstation verlegt oder nach Hause entlassen, falls Sie sich für die ambulante Geburt entschieden haben. Eine ambulante Geburt kann besonders attraktiv sein, da sie Rückzug und eine schnellere Rückkehr in gewohnte Umgebung ermöglicht. Dort werden Sie dann engmaschig von Ihrer Hebamme betreut.

Stationärer Aufenthalt: Bei einer stationären Entbindung verbringen Sie und Ihr Neugeborenes in der Klinik in der Regel ein bis drei Tage miteinander. Diese Zeit ist entscheidend für die Eingewöhnung in die neue Lebenssituation. Sie können sich in dieser Zeit auf das Wunder des Lebens konzentrieren, während das medizinische Personal Sie ständig umsorgt und betreut.

  • Rooming-In: In vielen Kliniken haben Sie die Option des Rooming-In, was bedeutet, dass Ihr Baby immer bei Ihnen im Zimmer ist. Dies fördert nicht nur die Bindung, sondern erleichtert auch das Stillen und die Kontaktaufnahme. Sollte Ihr Baby einmal nicht bei Ihnen sein, haben Sie jederzeit das Recht, es zu sich zu rufen.
  • Stillberatung: In stillfreundlichen Krankenhäusern wird großer Wert auf das Stillen gelegt. Fachkräfte zeigen Ihnen, wie Sie Ihr Kind richtig anlegen können. Es ist nicht ungewöhnlich, dass frisch gebackene Mütter Fragen oder Unsicherheiten beim Stillen haben. Diese Unterstützung ist immens wertvoll und kann den Unterschied für den Stillerfolg sein.

Gesundheitsüberwachung und Rückbildung

In der Klinik wird zudem täglich kontrolliert, wie die Rückbildung verläuft und wie eventuelle Geburtsverletzungen verheilen. Es ist normal, dass Frauen Fragen zu ihrem eigenen Körper und zur Heilung haben. Es ist wichtig, in dieser Zeit offen mit Hebammen und Ärzten zu sprechen, um anstehende Fragen oder Beschwerden rechtzeitig zu klären.

In den vielen Kliniken werden auch Kurse und Informationsveranstaltungen zur Wochenbettgymnastik angeboten. Diese Kurse helfen nicht nur beim Verständnis der Körperveränderungen, sondern sie bieten auch eine hervorragende Möglichkeit, andere Mütter kennenzulernen und Erfahrungen auszutauschen, was in dieser Zeit ebenfalls sehr hilfreich sein kann.

Fazit

Die ersten Stunden und Tage nach der Geburt sind entscheidend für den Start in eine gesunde und glückliche gemeinsame Zeit. Das Zusammenspiel von medizinischer Betreuung und emotionaler Unterstützung über den Geburtsprozess hinaus ist von großer Bedeutung. Es ist völlig normal, sich über den Verlauf und die verschiedenen Abläufe nach der Geburt Gedanken zu machen. Ein tiefes Verständnis für diese ersten Momente kann den frisch gebackenen Eltern helfen, sich auf ihre neue Aufgabe vorzubereiten, und die ersten Schritte als Familie festigen.

Autoren: Dr. Renate Kirschner, Dr. Wolf Kirschner und Stephan-Nicolas Kirschner
Bild-Copyright © Christian Bowen / Unsplash

Überarbeitung eines Originalbeitrags

Dieser Beitrag stammt ursprünglich aus dem Juli 2015. Bei der Aktualisierung wurde die Grundstruktur des Beitrags beibehalten, um Zwischenüberschriften ergänzt und inhaltlich deutlich tiefer ausgearbeitet.

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