Alkohol – Sie kennen Ihr Problem selbst …

Um im Baby-Care-Blog über Alkohol zu schreiben, haben wir das Thema geteilt. Denn es gibt die eine Situation und die andere. Beide sind völlig unterschiedlich.

Die eine Situation ist die: Die schwangere glücklich werdende Mutter lebt eigentlich ganz gut ohne Alkohol. Nur ab und zu, beim Essen zusammen mit Freunden, bei einem netten Sonntagsfrühstück, auf einer Party gibt es ein oder zwei Gläser Bier, Wein, Sekt. Das kann ja nicht schaden, oder?

Die andere Situation ist die: Alkohol ist jeden Tag dabei. Niemand ahnt wirklich, wie viel die werdende Mama trinkt, außer ihr selbst. Sie hat längst von ihrer Frauenärztin und auch von anderen gehört oder gelesen, dass sie Ihrem Baby mit Ihrer Trinkerei einen lebenslangen Schaden zufügen wird. Sie hat versucht, den Alkohol zu reduzieren oder wegzulassen, aber es geht nicht. Der Alltag ist zu schrecklich, um ihn ohne Ihren Stoff zu ertragen – ganz egal, ob sie das Bier aus der Flasche trinkt oder den Sekt zum Frühstück aus einem geschliffenen Designerglas.

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Und wie immer das Wichtigste zuerst. Ohne Alkohol leben, das können Ihnen andere so schönreden wie sie nur wollen – Ihr Leben ist zu hart, um das auszuhalten? Der Druck in der Arbeit, der ständige Ärger mit dem Partner, mit Eltern und Schwiegereltern, die Müdigkeit, die große Abneigung gegen den ganzen Alltag, vielleicht wollten Sie auch gar nicht unbedingt schwanger werden?

Niemand muss Ihnen das sagen, Sie haben schon selbst den dringenden Verdacht, dass Sie eine ganz hundsmiserable Mutter sind, noch bevor das Baby überhaupt auf der Welt ist? Regelmäßiger, täglicher Alkohol in der Schwangerschaft legt das Gehirn des Kindes in Schutt und Asche, bevor es Mama sagen kann. Sie wissen das besser als alle anderen, weil nur Sie selbst wissen, wie viel Sie trinken, und Sie haben natürlich auch Ihre Frauenärztin angelogen, wahrscheinlich auch Ihren Partner?

Mutter mit Kater, Embryo im Koma

Es gibt da diese Selbsttests, mit denen man feststellen kann, ob man gefährdet ist, alkoholabhängig zu werden. Darüber soll an dieser Stelle nicht geschrieben werden. Es gibt in der Schwangerschaft kein ungefährliches oder gefährliches, kein leichtes oder schweres Trinken. Es gilt unbedingt, komplett mit dem Trinken aufzuhören. Und entweder eine Frau schafft das gut, am besten schon vor der geplanten Schwangerschaft, oder sie schafft es nicht. Kein Selbsttest kann in dieser Situation bestätigen „Dein Trinken ist nur leicht, das ist in Ordnung“.

Für Ihr Baby ist nichts in Ordnung. Alkohol geht durch die Plazenta und flutet das Baby in ihrem Bauch genauso wie seine Mutter selbst, nur dass die Zellen im Gehirn des Embryos viel länger brauchen, um das Gift abzubauen. Wenn die Schwangere am nächsten Morgen mit einem Kater aufwacht, liegt ihr Baby noch im Koma. Bei jedem Rausch eines Erwachsenen gehen Millionen Gehirnzellen zugrunde. Alkoholiker überleben Schädelbrüche oft deshalb erstaunlich gut, weil das Gehirn so sehr geschrumpft ist im Lauf der Zeit, dass in dem breiten Spalt zwischen dem Gehirn und der knöchernen Schädeldecke ausreichend Platz ist für eine Hirnblutung, ohne dass das Gehirn durch den Druck geschädigt wird. Das Baby einer Frau, die in ihrer Schwangerschaft vom Alkohol nicht wegkommt, hat keine gute Chance, überhaupt mit einem gesunden Gehirn geboren zu werden. Die immer wiederkehrende Alkoholvergiftung durch seine Mama – sei sie nun alkoholkrank oder einfach nur eine fröhliche Trinkerin – lässt es möglicherweise zu einer Person werden, die lebenslang geistig schwerbehindert ist.

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Experten für Absturz, Talsohle und Neuanfang

Aber was tun, wenn das Leben so angespannt ist, dass es ohne Alkohol nicht auszuhalten ist? Wenn die üblichen Ratschläge „Hören Sie auf, lassen Sie das erste Glas stehen“ nicht helfen? Das erste Glas stehenlassen und gleich mit dem zweiten anfangen, den Witz haben schon viele gemacht, aber hier geht es nicht nur um einen Erwachsenen, sondern um das Baby. Frauenärztin und Hebamme sind zwar Experten für die Schwangerschaft. Aber nicht immer auch für Sucht, Trockenwerden und das, was danach kommt.

Die wirklichen Expertinnen und Experten für Alkoholsucht, Alkoholkrankheit und für den manchmal sehr mühseligen Weg in ein geglücktes trockenes Leben findet man am besten in den Selbsthilfegruppen. Da sitzen keine Besserwisser zusammen, sondern Frauen und Männer, die selbst abgestürzt sind oder kurz davor waren, die es nicht allein geschafft haben, aus der Talsohle rauszukommen, die diesen harten Weg aber mit ständiger Unterstützung der Selbsthilfe schaffen. Die Anonymen Alkoholiker sind die Selbsthilfe-Organisation, die in Deutschland die weiteste Verbreitung hat. Andere Selbsthilfe-Organisationen für Alkoholabhängigkeit sind hier zu finden.

Man kann zu diesen Meetings allgemein einfach hingehen. Man muss nicht genau wissen, ob man nun alkoholkrank ist oder nicht, süchtig oder nicht. Es reicht die Erkenntnis, dass man mehr trinkt, als man möchte – in der Schwangerschaft kann das schon um zwei Gläser Wein pro Woche gehen – und es nicht allein schafft, davon wegzukommen. Bei den ersten Meetings ist es normal, mit den Abläufen, den Menschen, den Regeln zu fremdeln. Wichtig ist es, wieder hinzugehen. Wer in einer größeren Stadt wohnt, hat oft den Vorteil, dass mehrere Meetings an unterschiedlichen Wochentagen erreichbar sind. Manche gehen am Anfang jeden Tag ins Meeting, Hauptsache kein Rückfall. Hauptsache trocken bleiben. Eine Stunde nach der anderen ohne den Suchtstoff, ein Tag nach dem anderen. Für ein gesundes Baby.

Autorin: Dr. med. Susanna Kramarz

Bild-Copyright © Prostock-studio / shutterstock

📅 Letzte Änderung am: 23. September 2024

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