Gesund in die Schwangerschaft – Die Sache mit den Zigaretten

Porträt einer schwangeren Frau, die eine Zigarette zerbricht.

Dies ist der zweite Teil unserer Beitragsreihe „Gesund in die Schwangerschaft“. Der erste Teil drehte sich unter dem Titel „Eine Frage des Lebensstils“ um das Thema Übergewicht, dieses Mal geht es um das Rauchen.

Porträt einer schwangeren Frau, die eine Zigarette zerbricht.
Um die Gesundheit des ungeborenen Kindes nicht zu gefährden, sollten Schwangere in jedem Fall auf das Rauchen verzichten.

Für manche Menschen schmecken Zigaretten nur schrecklich. Andere gewöhnen sich daran und stellen schnell fest, dass das Rauchen ihnen hilft. Gegen Stress. Gegen Zorn, gegen Ohnmacht, gegen Ratlosigkeit, gegen Traurigkeit, gegen Einsamkeit, gegen Enttäuschung und Verletzung, gegen Ungeduld, gegen das sichere Gefühl, dass man am falschen Ort ist und gegen den dringenden Wunsch, wegzulaufen.

Drei von vier Frauen, die Zigaretten rauchen und schwanger werden, schaffen es in den ersten Wochen der Schwangerschaft, mit dem Rauchen aufzuhören. Bei dem letzten Viertel liegen die Dinge komplizierter. Noch dazu handelt es sich hierbei vor allem um Frauen, die sehr stark rauchen, während die Wenigraucherinnen die Zigaretten mit größerer Leichtigkeit weglassen können. Frauen, die es während der Schwangerschaft nicht schaffen, die Zigaretten liegenzulassen, obwohl sie ganz genau wissen, dass sie ihrem ungeborenen Baby massiven Schaden zufügen, wissen es im Grunde selbst am besten: Sie sind abhängig, suchtkrank.

Rauchen kann ein überlebenswichtiges Rettungsboot werden. Rauchen hilft, wenn es mit dem Partner Streit gibt. Wenn in der Arbeit ständig Spannung herrscht. Wenn Geld fehlt. Wenn das Kind eigentlich nicht richtig willkommen ist. Das Rauchen wird dann zum Ersatz dafür, klar nachzudenken, das Leben in die eigene Hand zu nehmen, Dinge zu verändern.

Ganz schlechte Karten für das Baby

Zur Sucht gehört aber noch mehr, nämlich das Gefühl, verrückt zu werden und es einfach nicht auszuhalten, wenn der Suchtstoff fehlt. Wenn der Körper befiehlt, unbedingt die nächste Zigarette zu greifen, weil sonst alles ganz schrecklich wird. Die Unruhe, das Zwanghafte, wenn der Suchtstoff fehlt, dieser Zustand an nichts mehr denken zu können, bis der Nikotinpegel wieder stimmt, das kennen nur Süchtige. Wenn beides zusammenkommt, die körperliche Abhängigkeit und der Drang, sich mit den Zigaretten den Alltag erträglich zu machen, dann hat das Baby ganz, ganz schlechte Karten.

Rauchstopp manchmal erst nach vielen Anläufen erfolgreich

In Raucher-Entwöhnungsprogrammen liegen im besten Fall die Erfolgschancen bei zehn bis 15 Prozent. Die gute Nachricht jedoch ist die, dass es nach einem, zwei, drei Rückfällen nicht vorbei ist. Erfahrene Psychotherapeuten, die über viele Jahre Raucherentwöhnung in Gruppen begleiten, sprechen davon, dass es bis zu sieben ernsthafte Anläufe braucht bis zur Abstinenz. Bei jedem neuen Start in die Entwöhnung kann man die Erfahrungen der vergangenen Versuche mitnehmen. Und irgendwann klappt es, ohne Zigarette zu bleiben. Einen ganzen Tag, eine ganze Woche, einen ganzen Monat.

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Wohin jetzt mit der Spannung?

Wichtig ist es sich klarzumachen, dass das Entwöhnen von den Zigaretten selbst relativ schnell geht. Viel schwieriger ist es aber, ohne Zigarette mit all den Situationen umzugehen, in denen früher das Rauchen geholfen hat: Denn wohin jetzt mit dem Ärger, der Ungeduld, der Ohnmacht, der Spannung? Die vielen Veränderungen und Unsicherheiten, die durch die Schwangerschaft entstehen?

Entwöhnung von der Sucht geht am besten, wenn man jemanden hat, mit dem man reden kann und der weiß, wovon man spricht. An vielen Kliniken, in vielen Städten gibt es Selbsthilfegruppen von Ex-Rauchern, Hilfsangebote an Kliniken (online siehe unten) oder in Gesundheits-Beratungszentren. Auf Facebook findet man ebenso zahlreiche Selbsthilfegruppen, um sich bei der Entwöhnung auszutauschen – allerdings aktuell (Oktober 2020) keine Gruppe von schwangeren (Ex-)Raucherinnen. Der Austausch in solchen engagierten Gruppen und in solchen Plattformen kann sehr helfen – jemand, der nie in eine Abhängigkeit gerutscht ist, kann nicht nachvollziehen, dass es manchmal fast unmöglich scheint, die Zigaretten wegzulassen. Obwohl man weiß, dass man sich selbst schadet, den Menschen in der eigenen Umgebung, und obwohl jede Schwangere, die raucht, genau weiß, dass sie dem Baby sehr schadet.

Jede schwangere Raucherin weiß genau, wie sehr sie ihrem Baby schadet

Denn dass die Babys von Raucherinnen häufiger als Fehl- oder Totgeburt oder als Frühgeburt zur Welt kommen, dass das Rauchen das ungeborene Baby krank macht, sein Gehirn nicht richtig wächst, dass jede einzelne Körperzelle des Babys durch das Rauchen in der Schwangerschaft ständig geschädigt und vergiftet wird, das ist mehr als bekannt. Dass die Babys von Raucherinnen viel häufiger krank sind, schlechter trinken, schlechter schlafen, mehr schreien, später schlechter lernen und häufiger Probleme in der Schule haben, dass das also über viele Jahre hinweg richtige Sorgenkinder und dauerhaft benachteiligt sein können, auch das ist längst bekannt. Dass deshalb jede Frau, die schwanger werden möchte, am besten noch vor dem Eintritt der Schwangerschaft den Rauchstopp schaffen sollte, das ist ebenfalls eine Binsenweisheit.

Nach der Geburt kommt die nächste Herausforderung

Und noch etwas: Mit dem Rauchen vor oder spätestens während der Schwangerschaft aufzuhören und das rauchfreie Leben zu trainieren, lohnt sich auch für die Zeit danach. Denn wenn das Baby da ist, den Schlaf stört, das ganze Leben durcheinanderbringt, dann ist das für Frauen, die früher sehr viel geraucht und die Zigaretten zum Abbau von Stress gebraucht haben, eine besonders schwierige Situation. Es kann viel Kraft brauchen, dann weiterhin ohne Zigaretten zu bleiben.

Hier ein paar Zahlen, die verdeutlichen, welche Körperfunktionen sich nach dem Rauchstopp in welcher Zeitspanne wieder bessern:

  • 8 Stunden – Das Kohlenmonoxid im Blut ist abgeatmet und sinkt auf einen normalen Wert ab. Das Baby leidet nicht mehr unter akuter Vergiftung.
  • 24 Stunden – Das Nikotin ist vollständig ausgeschieden. Die Blutgefäße der Plazenta können sich weiten und das Kind mit ausreichend Blut, Sauerstoff und Nährstoffen versorgen.
  • 1 Woche – Die Schleimhäute in den Atemwegen beginnen sich zu erholen. Die körperliche Leistungsfähigkeit beginnt sich zu verbessern. Die dauerhafte Engstellung der Blutgefäße lässt nach, Kopfschmerzen können sich bessern.
    Die Durchblutung der Plazenta bessert sich messbar. Das ungeborene Baby bekommt eine Chance, sich gesund weiterzuentwickeln. Wenn eine Frau es schafft, in den ersten zwölf Wochen der Schwangerschaft komplett und dauerhaft mit dem Rauchen aufzuhören, kann ihr Baby gesund und ohne Untergewicht zur Welt bringen.
  • 3 Monate – Die Herzleistung wird deutlich besser, das Atmen fällt auch bei Belastung immer leichter.
  • 1 Jahr – Das durch die Zigaretten erhöhte Risiko für eine Herzkrankheit halbiert sich.
  • 5 Jahre – Das Risiko für Schlaganfall ist wieder so niedrig wie bei Nichtrauchern.
  • 15 Jahre – Herzinfarkte sind nur noch so selten wie bei Nichtrauchern.

Autorin: Dr. med. Susanna Kramarz

Bild-Copyright © Gorynvd / Shutterstock

Und hier zwei empfehlenswerte und kostenlose Online Angebote zum Rauchstopp:

https://www.iris-plattform.de/ Die Online-Beratung wurde an der Universitätsklinik Tübingen in der Abteilung für Suchtmedizin und Psychotherapie speziell für Frauen entwickelt, die schwanger sind und Probleme mit Zigaretten und Alkohol haben.

www.rauchfrei-info.de, das Portal der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung mit einem Online-Programm zum Rauchstopp.

📅 Letzte Änderung am: 23. September 2024

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