Wir starten unsere Serie „Pflanzliches – da können Sie entspannt bleiben“ mit dem ersten Teil zur Petersilie.
Auf gar keinen Fall Petersilie in der Schwangerschaft verwenden – das kann zu Fehlgeburten führen! Haben Sie das auch schon gehört? Das kann man sogar auf manchen Portalen lesen, die ansonsten eigentlich ganz vernünftig sind. Was könnte da dran sein?
Es ist gar nicht einfach herauszufinden, von welchen Tees, Kräutern und Gewürzen in der Schwangerschaft wie viel verwendet werden darf und wie lange, ohne dass es schädlich wird. Selbst wenn man dazu wissenschaftliche Fachliteratur wälzt, internationale Literaturdatenbanken befragt und pharmazeutische Portale durchforstet, wird das oft erst nach langem Suchen gläsern. Deshalb habe ich als Ihre Blog-Autorin mich auf den Weg gemacht und werde Ihnen nach und nach in loser Folge die wichtigsten, die häufigsten, die beliebtesten Kräuter, Tees und Gewürze vorstellen.
Fangen wir mit Petersilie an. Ja, sagen die wissenschaftlichen Journale, Petersilie gehört zu den Kräutern, die weltweit und seit Jahrtausenden am meisten verbreitet seien, um Schwangerschaftsabbrüche durchzuführen. In der Naturheilkunde in lateinamerikanischen Ländern sei das bis heute bekannt. Nun macht die Dosis das Gift. Die zweite Frage ist also, wie viel Petersilie man dafür verwenden muss. Dabei ist das eigentlich nicht die richtige Frage. Wir wollen ja wissen, ob und wie viel Petersilie während der Schwangerschaft mit Sicherheit ungefährlich ist. Denn eigentlich dachten wir ja bisher, Petersilie sei einfach nur lecker und ein guter Eisenlieferant.
Inhaltsverzeichnis
Petersilie: Entscheidend ist das Öl
Entscheidend ist das Öl, das in der Petersilienpflanze enthalten ist, das Apiol. Ältere Lehrbücher aus den 1920 und 1930er-Jahren sagen, dass 6 g Apiol täglich über 3 Tage nicht nur zu einem Abort führen könnten, sondern letztlich auch tödlich für die Frau selbst wären. Dabei ist aus den alten Büchern nicht zu erkennen, woran die Frauen gestorben sind, ob es Blutungen waren, eine Schädigung der Leber oder etwas Anderes. Die niedrigste Dosis, um einen Abort herbeizuführen, ohne dass die Mutter einen gesundheitlichen Schaden nimmt, seien danach 900 mg pro Tag über acht Tage lang.
Nun ist die zweite Frage, wie viel Apiol denn in der Petersilie enthalten ist. Dazu eine einfache Rechnung. Ätherische Öle sind in allen Petersilie-Anteilen mit etwa 1 bis 5 % enthalten. In den Blättern ist der Ölgehalt niedriger, in den Blüten und Wurzeln höher. Wenn Sie die Pflanze im Garten haben, im Beet über den Winter bringen und zweijährig kultivieren, dann steigt der Apiolgehalt, wenn die Petersilie im zweiten Jahr geblüht hat.
100 Gramm Petersilienblätter täglich – das könnte zu viel sein
Wir fragen uns also, wie viel Apiol in den normalen, grünen Petersilienblättern enthalten ist. In 100 Gramm Petersilienblättern ist etwa 1 Gramm an ätherischen Ölen enthalten. Die Hälfte davon ist Apiol. Der Rest sind andere Öle. In 100 Gramm Petersilienblättern wäre also ein halbes Gramm Apiol enthalten, was 500 mg entspricht. Vermutlich müsste man diese Menge schon als riskant bezeichnen. Mit 150 bis 200 Gramm Petersilie würde man jedenfalls eine Apiolmenge erreichen, die eine schädigende Wirkung auf die Gebärmutter hätte. Dazu müssten Sie diese Menge an Petersilie noch mehre tagelang nacheinander täglich verwenden, bis sie schädlich für die Schwangerschaft wäre. Und 6 Gramm Apiol, das entspräche einer Menge von mehr als einem Pfund Petersilie. Eine solche Menge über drei Tage wäre dann tatsächlich lebensgefährlich.
Das Wissen, dass Petersilie für den Abbruch ungewünschter Schwangerschaften verwendet werden kann, war im Heilwissen der Frauen früher möglicherweise weit verbreitet. Die Pflanze wird bereits in der altgriechischen medizinischen Literatur erwähnt, in der historischen medizinischen Literatur in Italien erwähnt, und sie wird bis heute in ländlichen Regionen in Südamerika dafür verwendet, wie einige Hebammen berichten.
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Im zweiten Jahr ein stattlicher Busch
Als Mittel gegen unerwünschte Schwangerschaften war diese Pflanze natürlich unschlagbar: In jedem großen Nutzgarten auf der ganzen Welt gibt es ein Kräuterbeet. Und ob dort eine, zwei oder drei Reihen Petersilie stehen neben Dill, Liebstöckel, Kerbel und Beifuß, wen interessiert das schon. Petersilie wächst im zweiten Jahr, in dem sie blüht und besonders viel Apiol enthält, zu einer mächtigen Pflanze, die nicht mehr viel mit den handlichen Töpfen zu tun hat, die wir im Gartencenter oder im Supermarkt kaufen. Und wahrscheinlich bleibt das Apiol auch erhalten, wenn man die Petersilie vorsichtig trocknet und aufbewahrt. So gab es für den schlimmen Notfall immer einen großen Kräutertopf mit einer entsprechenden Reserve im Haus.
Vorsicht beim Smoothie
Zurück zu unserer Frage, wie viel Petersilie denn in der Schwangerschaft erlaubt ist. Bringen wir es mal auf eine einfache Formel. Sie sollten in ihr tägliches grünes Smoothie nicht vorrangig Petersilie hinein quirlen. Sie sollten, falls Sie Petersilie in Ihrem Garten oder auf Ihrem Balkon kultivieren, nicht ausgerechnet im zweiten Pflanzjahr täglich Couscous mit Bergen von Petersilie essen.
Aber die Petersilienmenge, die wir uns täglich auf den Salat, in den Eintopf, in den Kräuterquark oder ins Smoothie schneiden, richtet keinen Schaden an. Wiegen Sie Ihre Tagesmenge einfach mal mit der Küchenwaage ab. Wenn Sie auf mehr als 5 Gramm Petersilienblätter kommen, wäre das schon eine beträchtliche Menge.
In diesem Sinn – Petersilie in einer Menge von fünf oder auch zehn Gramm pro Tag ist für Ihre Schwangerschaft ungefährlich.
Autorin: Dr. med. Susanna Kramarz
Bild-Copyright © David Todd McCarty / unsplash
📅 Letzte Änderung am: 18. September 2024