
Bereits jetzt sind viele Menschen berechtigt, sich gegen Covid-19 impfen zu lassen. Wer
- in einer Notaufnahme,
- in der medizinischen Betreuung von Covid-19-Patienten,
- in Senioren- oder Altenpflegeheimen oder
- im Kontakt mit Patientinnen und Patienten in der Krebs- oder der Transplantationsmedizin arbeitet,
steht nach den Empfehlungen der Ständigen Impfkommission STIKO bereits auf der 1. Stufe der Personen, die so bald wie möglich geimpft werden können. Ausgeschlossen von der Impfung sind allerdings bis auf Weiteres schwangere Frauen. Das liegt nicht an dem speziellen Sars-CoV2-Impfstoff von Biontech, sondern das ist eine Regelung, die grundsätzlich bei allen neuen Impfstoffen gilt.
Die STIKO schätzt Schwangere als eine Personengruppe ein, die ein erhöhtes Risiko hat, in Einzelfällen schwer an Covid-19 zu erkranken. Deshalb hat die Kommission empfohlen, dass sich alle Menschen impfen lassen, die in engem Kontakt zu Schwangeren stehen. Man könnte von einem „erweiterten Nestschutz“ sprechen: Unter dem „Nestschutz“ wird normalerweise die Impfung der Schwangeren und aller nahen Kontaktpersonen eines Neugeborenen gegen Keuchhusten und Grippe verstanden, weil die neugeborenen Babys an beiden Infektionskrankheiten schwer erkranken können.
Inhaltsverzeichnis
Erweiterter Nestschutz für Mama und Baby
Der „erweiterte Nestschutz“ nimmt nun nicht nur das ungeborene Baby, sondern auch die Schwangere in die Mitte. Um den Schutz von Mama und Baby möglichst schnell herzustellen, gehören die engen Kontaktpersonen von Schwangeren in die Stufe 2 des Impfplans des Bundesgesundheitsministeriums, und diese Stufe wird voraussichtlich in wenigen Wochen erreicht sein (Stand 04.01.2021). Die Ständige Impfkommission hatte für diese große Personengruppe – immerhin gibt es über 800.000 Schwangere pro Jahr in Deutschland – noch eine Impfung erst in Stufe 3 vorgesehen. Das Gesundheitsministerium hat den „erweiterten Nestschutz“ dann auf Stufe 2 hochgestuft.
Wann genau die Stufe 2 der Corona-Impfkampagne gestartet werden kann, das lässt sich im Moment nicht genau vorhersagen. Denn das hängt von vielen Faktoren ab, so etwa davon, wieviele Personen sich überhaupt impfen lassen wollen, ob weitere Impfstoffe zugelassen werden und ob die Bundesregierung noch weitere Millionen Dosen an Impfstoff aufkaufen kann und wie schnell die Impfungen regional durchgeführt werden können.
Kinderwunsch? Dann am besten vor der Schwangerschaft impfen
Eine zweite Gruppe, die nicht lange zögern sollte, sich impfen zu lassen, sind Frauen mit Kinderwunsch, die bald planen schwanger zu werden. Das gilt nicht nur dann, wenn Übergewicht vorliegt oder Bluthochdruck, eine Zuckerkrankheit oder eine andere Krankheit, die das Risiko für schwere Covid-19-Verläufe erhöht. Denn die ganz aktuellen Daten aus der CRONOS-Studie, in der laufend die Daten und Ergebnisse aus der Betreuung von Schwangeren mit Covid-19 in Deutschland erfasst und ausgewertet werden, können durchaus als Warnung betrachtet werden: Die meisten Frauen, die wegen der Schwere der Erkrankung in der Intensivmedizin betreut werden müssen, haben keinerlei Vorerkrankungen mitgebracht. Die Schwangerschaft an sich, so scheint es, bringt ein Risiko mit sich, dass eine Corona-Infektion schwer verlaufen kann, wenn sie erst einmal ausgebrochen ist.
Sobald also die richtige Stufe des Impfplans erreicht ist und Impfungen in erreichbarer Nähe angeboten werden, gilt es sich auf den Weg zu machen. Auch aus dem Berufsverband der Frauenärzte ist bereits zu hören, dass ebenso wie die Hausärzte auch die niedergelassenen Frauenärztinnen und -ärzte künftig in die Covid-Impfpläne eingebunden werden.
Hier noch einmal die Stufenpläne des Bundesgesundheitsministeriums im Detail, so wie sie derzeit – Stand 04.01.2021 – gelten.
Stufe 1 – Höchste Priorität, ca. 6,7 Mio Menschen– Impfungen laufen seit 27.12.2020
- Über 80-Jährige
- Personen, die in stationären Einrichtungen für ältere oder pflegebedürftige Menschen behandelt, betreut oder gepflegt werden oder tätig sind,
- Pflegekräfte in ambulanten Pflegediensten
- Beschäftigte in medizinischen Einrichtungen mit hohem Infektionsrisiko wie Intensivstationen, Notaufnahmen, Rettungsdienste, als Leistungserbringer der spezialisierten ambulanten Palliativversorgung, SARS-CoV-2-Impfzentren und in Bereichen mit infektionsrelevanten Tätigkeiten
- Beschäftigte in medizinischen Einrichtungen, die Menschen mit einem hohen Risiko behandeln, betreuen oder pflegen, vor allem an Blutkrebs Erkrankte und Patient/innen in der Transplantationsmedizin.
Stufe 2 – Hohe Priorität, ca. 12,2 Mio Menschen – Impfungen beginnen in circa zwei bis drei Monaten*
- Über 70-Jährige
- Personen mit Trisomie 21, mit Demenz oder geistiger Behinderung, oder nach einer Organtransplantation
- Enge Kontaktpersonen von solchen pflegebedürftigen Personen, die über 70 Jahre alt sind, an Trisomie 21 oder einer geistigen Behinderung (bzw. Demenz) leiden oder nach einer Organtransplantation ein hohes Infektionsrisiko haben
- Kontaktpersonen von Schwangeren (der Impfstoff ist ab 16 Jahren zugelassen; Jugendliche in der Familie können deshalb ebenfalls bereits in Stufe 2 geimpft werden)
- Personen, die in stationären Einrichtungen für geistig behinderter Menschen tätig sind oder im Rahmen ambulanter Pflegedienste regelmäßig geistig behinderte Menschen behandeln, betreuen oder pflegen,
- Personen, die in Bereichen medizinischer Einrichtungen mit einem hohen oder erhöhten Infektionsrisiko in Bezug auf das Coronavirus SARS-CoV-2 tätig sind, insbesondere Ärzte und sonstiges Personal mit regelmäßigem Patientenkontakt, Personal der Blut- und Plasmaspendedienste und in SARS-CoV-2-Testzentren
- Polizei- und Ordnungskräfte, die im Dienst, etwa bei Demonstrationen, einem hohen Infektionsrisiko ausgesetzt sind.
- Personen im öffentlichen Gesundheitsdienst und in relevanten Positionen der Krankenhausinfrastruktur
- Personen, die in Flüchtlings- und Obdachloseneinrichtungen leben oder tätig sind
Stufe 3 – Erhöhte Priorität, ca. 15,9 Mio Menschen, eventuell ab Sommer oder Spätsommer 2021
- Über 60-Jährige
- Personen mit folgenden Krankheiten: Adipositas, chronische Nierenerkrankung, chronische Lebererkrankung, Immunschwäche oder HIV-Infektion, Diabetes mellitus, unterschiedliche Herzerkrankungen, Schlaganfall, Krebs, schwere Erkrankungen der Atemwege oder Asthma, Autoimmunerkrankungen und Rheuma
- Beschäftigte in medizinischen Einrichtungen mit niedrigen Infektionsrisiko (Labore) und ohne Betreuung von Patienten mit Verdacht auf Infektionskrankheiten
- Personen in relevanter Position in Regierungen, Verwaltungen und den Verfassungsorganen, in Streitkräften, bei der Polizei, Feuerwehr, Katastrophenschutz und THW, Justiz
- Personen in relevanter Position in Unternehmen der kritischen Infrastruktur, im Apotheken und Pharmawirtschaft, öffentliche Versorgung und Entsorgung, Ernährungswirtschaft, Transportwesen, Informationstechnik und Telekommunikation
- Erzieher und Lehrer
- Personen, mit prekären Arbeits- oder Lebensbedingungen
Stufe 4 – Normale Priorität, ca 45 Mio Menschen
- Alle anderen Menschen in Deutschland
Viele praktische Fragen rund um die Impfung und vor allem rund um die Organisation und Durchführung werden sich erst im Lauf der Zeit ergeben. Die Corona-Redaktion des Bundesgesundheitsministeriums gibt sich alle Mühe, den Berg an Fragen auf der Corona-FAQ-Seite zu beantworten und aktuell zu halten. Auch die Corona-Infoseiten der einzelnen Bundesländer, Städte und Landkreise sind weiterhin wichtige Informationsquellen, wenn es um die Frage geht, wer wann und wo zur Impfung kommen und wo man sich melden und anmelden kann. Aktuell ruckelt es noch an vielen Stellen. Hoffen wir, dass sich das in den kommenden Wochen einspielt, so dass wir uns nach und nach, Impfung für Impfung, unsere Normalität zurück erobern können.
Und eines noch zum Schluss: Impfungen machen nicht unfruchtbar, und auch die Corona-Impfung macht nicht unfruchtbar. Der Impfgegner Wolfgang Wodarg hatte die steile Hypothese aufgestellt, dass die Antikörper, die das Immunsystem gegen die Coronaviren bildet, sich auch gegen Proteine in der Plazenta richten könnten. Die Nachrichtenagentur AFP hat Wissenschaftler von Max-Planck-Instituten bis Paul-Ehrlich-Institut gefragt und das Ergebnis der Recherchen hier ausführlich veröffentlicht. Das Immunsystem ist zu intelligent, um die Oberflächenstrukturen von Viren und von Körperzellen zu verwechseln. Gut so ?.
Autorin: Dr. Susanna Kramarz
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*nach aktuellem Wissensstand.
📅 Letzte Änderung am: 12. März 2023