FFP2-Masken sind für den Arbeitsschutz entwickelt worden. Sie sollen Staub und Aerosole aus der Luft filtern, damit Trägerin oder Träger keine Gesundheitsschäden davontragen. In sehr staubiger Umgebung, so sagt der Arbeitsschutz, ist eine FFP2-Maske nach 45 Minuten verbraucht. Es haben sich in dem Gewebe dann so viele Partikel angesammelt, dass das Atmen erschwert wird. Die Maske sollte dann ausgewechselt werden.
Ansonsten sollten körperliche Arbeit und Anstrengung mit einer solchen Maske möglich sein, ohne dass man einen Sauerstoffmangel bekommt, wobei die Tragezeiten von FFP2-Masken auch für gesunde Arbeitnehmer eingeschränkt sind: Bis zu 75 Minuten am Stück, danach 30 Minuten Erholungszeit und insgesamt nicht mehr als 5 Arbeitsphasen mit FFP2-Maske pro Arbeitstag und 4 Arbeitstage pro Woche, das sind die Regeln der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV Regel 112-190, Benutzung von Atemschutzgeräten, Seite xx).
An Schwangere wurde dabei nicht gedacht, weil Schwangere ohnehin nicht in einer Umgebung beschäftigt werden sollten, in denen sie beziehungsweise ihr Baby einem gesundheitlichen Risiko ausgesetzt sind.
Das war die Situation, bevor SARS-CoV2 kam, und bevor Virus-Mutationen aus England, Südafrika und Brasilien sich ausbreiteten und gezeigt haben, alle bisher üblichen Schutzmaßnahmen wahrscheinlich für die Zukunft nicht mehr ausreichen. Gerade hatte man sich an die vielen schicken Community-Masken gewöhnt: zu jedem Anlass die richtige Farbe und das richtige Design.
Dann sollten es nur noch medizinische Masken sein, also Arzt- beziehungsweise OP-Masken, die kaum Widerstand beim Atmen geben, und die in erster Linie Tröpfchen beim Ausatmen abfangen und damit zum Beispiel beim Operieren das Operationsgebiet steril halten, auch wenn sich das Operationsteam stundenlang über den Patienten beugt. Sie sind aber nicht dafür gedacht, den Träger oder die Trägerin beim Einatmen zuverlässig vor Keimen zu schützen, die in der Raumluft herumfliegen.
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FFP2-Masken schützen enorm gut…
Nun sind die Viren aber gefährlicher geworden. Deshalb sind seit Kurzem FFP2-Masken in vielen Bundesländern im öffentlichen Nahverkehr, in den meisten Krankenhäusern, Pflegeheimen, im Handel und in vielen anderen Umgebungen Pflicht, weil sie nicht nur andere, sondern auch Trägerin und Träger vor weit über 90 % der Aerosole in der Luft schützen.
Das ist richtig gut, denn für jede Infektion braucht es nicht einen Keim, sondern bei der Influenza zwischen zehn und hundert, damit man krank wird, bei Corona wurde noch vor Weihnachten geschätzt, dass es zwischen 500 und 1000 Viren braucht für eine Infektion. Es hieß damals, dass nur ein Superspreader es schafft, die Raumluft bei jedem Atemstoß mit vielen tausend Viren anzureichern, bevor sie zu Boden sinken, und damit viele andere Menschen im gleichen Raum anzustecken. Seit es die neuen Mutanten gibt, hat sich die Situation erneut geändert. Es wird geschätzt, dass die britische Variante B.1.1.7 um 30 bis 70 % leichter übertragbar ist als die bisherigen Coronaviren, und das bedeutet, dass es erheblich weniger Viren braucht, um sich zu infizieren.
Deshalb ist es keine Frage der Ästhetik mehr, mit welcher Maske wir schicker aussehen. Gar keine Frage, die weißen FFP2-Masken, die wie Entenschnäbel oder Froschmäuler geformt sind, machen einen nicht hübscher, als man ohnehin aussieht. Aber sie schützen enorm gut. Und darauf kommt es an, solange bis wir alle hoffentlich irgendwann geimpft sind.
… aber man bekommt schwerer Luft
Die FFP2-Masken haben aber neben ihrer Optik einen weiteren Nachteil. Man bekommt damit schwerer Luft. Jeder, der das Gegenteil behauptet, kennt vielleicht Community-Masken und die normalen, leichten medizinischen Masken, hat aber noch nicht eine oder zwei Stunden oder einen ganzen Tag lang eine FFP2-Maske getragen, im Alltag, beim Herumlaufen, beim Arbeiten, bei körperlicher Anstrengung.
Dabei kann schon nicht-schwangeren, gesunden Menschen auch mal ein wenig schwummrig werden. Ganz klar, dass diese Masken zwar hervorragend vor einer Infektion schützen, aber von Schwangeren vor allem in den letzten Monaten sicher nicht für lange Zeit getragen werden können, erst recht dann nicht, wenn eine vielleicht eine schwere Lungen- oder Herzkrankheit dazukommt und die Luft ohnehin schon oft knapp ist. Oder wenn in der zweiten Hälfte der Schwangerschaft und vor allem zur Geburt hin schon das Treppensteigen oft anstrengend wird. Hier dann auch noch eine Maske zu tagen, das kann grenzwertig werden.
Um mir diese Situation wenigstens etwas vorstellen zu können, sitze ich übrigens als Autorin dieses Blogs seit Stunden in meinem Home-Office mit einer FFP2-Maske und werde die Maske erst wieder absetzen, wenn ich diesen Text fertig geschrieben habe. Was ich eigentlich nicht müsste, weil außer einem Kater weit und breit niemand mit mir den Raum teilt. Ich bin auch weder schwanger noch lungenkrank und muss auch gerade keine Treppen steigen. Trotzdem, das sei hier mitten in diesem Artikel gesagt, bin ich froh, wenn ich den Selbstversuch nachher beenden kann.
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30 Minuten pro Tag ….
In der Fachgruppe Mutterschutz der Regierungspräsidien Baden-Württemberg wurde vor zwei Monaten festgelegt, dass während der Arbeit Schwangere eine FFP2-Maske höchstens 30 Minuten pro Tag tragen sollten. Sie sollten auch nicht an Arbeitsplätzen beschäftigt werden, an denen sie sich länger als diese 30 Minuten in der Gefahr befinden, sich mit SARS-CoV2 zu infizieren. In anderen Bundesländern gibt es solche Regelungen nicht, auch wenn in vielen Dokumenten darauf hingewiesen wird, dass Schwangeren das Tragen einer FFP2- oder FFP3-Maske über einen längeren Zeitraum nicht zugemutet werden kann.
Was bedeutet das nun für den Alltag, abgesehen von der Arbeitssituation? Hilft vielleicht ein Maskenattest vom Arzt, damit eine Schwangere auch ohne Maske einkaufen und Bus fahren kann?
Eher nicht. Natürlich kann man sich für jede Empfehlung und für jede Vorschrift Ausnahmen ausdenken, selbst für die Vorschrift, bei Rot nicht über eine Ampel zu gehen oder im Winter nicht im Freien zu baden. Bei der Frage, ob eine Atemschutzmaske in der Schwangerschaft wegen der Pandemie denn wirklich sein muss, ist das nicht anders. Ganz seltene Ausnahmen gibt es sicherlich. Dann aber bitte sollten andere, fremde Menschen gemieden werden. Denn die oberste Regel für uns alle in diesen Zeiten lautet, uns selbst und diejenigen, mit denen wir zu tun haben, vor einer Ansteckung zu schützen. Keine Maske, kein Schutz.
…. Oder lieber doch so oft und so lange wie nötig?
Der Präsident des Berufsverbandes der Frauenärzte, Dr. med. Christian Albring, meinte kürzlich in einem Interview mit der Augsburger Allgemeinen (03.02.2021), dass die 30-Minuten-Regel aus Baden-Württemberg sicher nicht als Freibrief genommen werden sollte, sich vom Maskentragen zu befreien:
„Diese Einschätzung ist sicherlich sehr kritisch zu sehen. Alte Menschen haben viel größere Probleme, Luft zu bekommen, und müssten eine Maske tragen – während eine solche Luft-Knappheit bei Schwangeren eher selten und dann nur in den letzten Wochen auftritt. Schwangere sollten unbedingt eine Maske tragen, damit sie sich selbst schützen. Es gibt aus frauenärztlicher Sicht daher keine Begründung, warum Schwangere ihre FFP2-Maske nicht auch über eine längere Zeit tragen sollten.“
Im Gegenteil, sagt der Frauenarzt: Schwangere sollten grundsätzlich darauf achten, sich nicht zu infizieren. Denn auch wenn Schwangere nicht häufiger erkranken als nicht-schwangere, gleichaltrige Frauen, könne die Infektion – nicht nur bei Risikoschwangeren – schwerer verlaufen. „Und wenn die Schwangere Corona-positiv ist und die Geburt beginnt, wird sie während der Geburt eine Maske tragen müssen, um das Personal nicht zu gefährden. Davor sollte sie sich schützen, indem sie und ihr persönliches Umfeld besonders in den Wochen vor der Geburt jeder Infektionsgefahr aus dem Weg geht.“
Ich bin jedenfalls mit diesem Selbstversuch am Ende und nehme mir meine FFP2-Maske wieder ab. Bleiben Sie gesund.
Autorin: Dr. med. Susanna Kramarz
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📅 Letzte Änderung am: 14. März 2023