Alkohol in der Schwangerschaft

Die Schwangerschaft ist eine turbulente Zeit für jede Frau. Die Vorfreude auf das Kind ist groß, die neun Monate Wartezeit jedoch mit vielen Fragen und Unsicherheit verbunden. Was darf ich als Schwangere Frau und worauf sollte ich besser verzichten? Ist es wirklich so gefährlich für meinen Sprössling, wenn ich ab und zu mal ein Gläschen Sekt trinke?

Machen wir es kurz: Während der Schwangerschaft solltest du gänzlich auf Alkohol verzichten. Es gilt die Null-Promille-Grenze. Zu groß ist das Risiko, deinem Baby bleibende Schäden zuzufügen. So kann es als direkte Folge beispielsweise mit schweren Behinderungen geboren werden oder du erleidest gar eine Fehlgeburt. Doch was genau geschieht eigentlich, wenn du als in der Schwangerschaft Bier, Wein oder gar härtere Drinks zu dir nimmst?

Wir verraten es dir.

Warum ist der Alkoholkonsum während der Schwangerschaft so gefährlich für dein Baby?

Als schwangere Frau bildest du mit dem Nachwuchs im Mutterleib eine Einheit. Zwar vermischt sich dein Blut mit dem des Baby in der Plazenta nicht, ein Nährstoffaustausch findet jedoch statt. Eigentlich kann die Plazenta das Baby vor gewissen Schadstoffen und anderen Gefahren schützen, die Moleküle des Alkohols filtert sie jedoch nicht. So werden diese ohne Weiteres an dein Baby weitergegeben, dass schnell den gleichen Alkoholgehalt im Blut hat wie du auch. Alkohol ist ein Gift, wenn auch mit einer für viele erfreulichen Nebenwirkung – dabei handelt es sich aber ausschließlich um körperlich (nahezu) voll ausgebildete Menschen. Ein reifer menschlicher Körper kann derartige Giftstoffe in der Leber mit der Zeit abbauen. Die Leber eines ungeborenen Kindes aber ist noch unterentwickelt und deshalb nicht in der Lage, den Alkohol abzubauen. Die dazu nötigen Enzyme bilden sich erst nach der Geburt voll aus. Somit bist du zwar nach ein paar Stunden wieder nüchtern, der Körper deines Babys aber braucht zehnmal länger, um den Alkohol abzubauen. So kann er je nach der konsumierten Menge sogar tagelang in den Zellzwischenräumen des Körpers gespeichert werden und entfaltet dort seine Wirkung als Gift.

Wie wirkt der Alkohol im Körper des Kindes?

Dass Alkohol ein Nervengift ist, dürfte bekannt sein, schließlich hört man das oft genug, sei es vom Arzt, am Stammtisch oder im Freundeskreis. Darüber hinaus ist es jedoch auch ein Mitosegift, das heißt, es wirkt sich toxisch auf die Zellteilung im Körper aus. Vielleicht hast du dich ja schon einmal gefragt, warum vor allem Organe mit einer hohen Wachstumsrate und intensivem Stoffwechsel vom Alkohol beeinträchtigt werden, wie beispielsweise die Leber, die Niere und das Gehirn. Nun weißt du es!

Bei deinem Nachwuchs reagiert das Gehirn besonders empfindlich auf den Alkohol, also das Organ, das für sein gesundes Wachstum am wichtigsten ist.

Die konkreten Folgen des Alkoholkonsums reichen von beeinträchtigtem Wachstum des Körpers über Missbildungen bis hin zum Tod (Fehlgeburt):

  • Alkoholkonsum in den ersten beiden Schwangerschaftswachstum kann zum Abbruch der Schwangerschaft führen. Viele Frauen verlieren ihr Kind aus diesem Grunde, ohne überhaupt gewusst zu haben, dass sie schwanger sind. Es gilt das Alles-oder-nichts-Prinzip: Entweder, der Säugling trägt überhaupt keinen bleibenden Schaden davon – oder er überlebt es nicht. Neuere Studien zeigen jedoch, dass es auch Ausnahmen von diesem Prinzip geben kann.
  • Während der sogenannten embryonalen Entwicklungsphase, die von der dritten bis zur zehnten Schwangerschaftswoche dauert, kann der Alkohol Missbildungen und Fehlfunktionen der Organe hervorrufen.
  • Auch nach diesen beiden Phasen sind die Konsequenzen jeglichen Alkoholkonsums mit einem enormen Risiko verbunden. Das Wachstum des Körpers kann in Mitleidenschaft gezogen werden, Vernetzungen von Nervenbahnen im Gehirn können nicht erfolgen und so bleibende kognitive Schäden entstehen. Diese Wirkungen auf neurologischer Ebene machen die häufigsten alkoholbedingten Schäden aus.

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Anhand welcher Merkmale erkennt man ein alkoholgeschädigtes Kind und wie diagnostiziert man solche Störungen?

Eine Störung zu diagnostizieren, die der Alkoholkonsum beim Säugling hervorgerufen hat, ist oftmals gar nicht so einfach. Nur manche Formen sind optisch erkennbar, der überwiegenden Mehrheit geht man nur auf den Grund, wenn die Mutter zugibt, während der Schwangerschaft Alkohol konsumiert zu haben. Fehldiagnosen sind häufig, da die Symptome der sogenannten Fetalen Alkoholspektrum-Störungen (FASD) denen einer Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) ähneln. Experten gehen sogar davon aus, dass viele Menschen mit den Störungen durchs Leben gehen, ohne jemals eine korrekte Diagnose erhalten zu haben. Die Einschränkungen im Alltag sind für sie aber dennoch gänzlich spürbar.

Bei einer vollen Ausprägung einer Fetalen Alkoholspektrum-Störungen lässt sich jedoch meist unzweifelhaft erkennen, dass die Mutter während der Schwangerschaft Alkohol getrunken hat. So sind betroffene Neugeborene besonders klein und haben einen kleinen Kopf, da auch ihr Gehirn kleiner ist als das eines gesunden Babys. Sie werden mit Untergewicht geboren und verfügen über verkürzte Lidspalten (der Bereich zwischen Ober- und Unterlid), eine schmalere Oberlippe und verstrichene Falten zwischen Nase und Mund. Man spricht hier vom sogenannten Fetalen Alkoholsyndrom.

Zwei Arten alkoholbedingter Störungen haben wir bereits angesprochen, doch die Erscheinungsformen sind noch vielfältiger. Dazu nun mehr.

Welche alkoholbedingten Störungen können auftreten?

Alkoholbedingte entwicklungsneurologische Störungen (ARND)

Wer unter ARND leidet, weist keinerlei optische Symptome auf. Weder ist das körperliche Wachstum eingeschränkt, noch das Gesicht oder der Schädel fehlgebildet. Ärzte sind bei der Diagnose meist darauf angewiesen, dass die Mutter ihren Alkoholkonsum während der Schwangerschaft zutreffend berichtet. Wenn du nun glaubst, diese Ausprägung sei harmlos und symptomfrei, liegst du falsch. Bei Betroffenen ist das zentrale Nervensystem beeinträchtigt, sodass sie feinmotorische Schwierigkeiten haben, schwerhörig sind oder sich durch einen ungewöhnlichen Gang auszeichnen. Hinzu kommen Fehlbildungen des Gehirns. Aufgrund signifikanter Sprachdefizite, einer schlechten Kontrolle ihrer Impulse und Problemen mit dem Sozialverhalten schneiden Kinder mit ARND in der Schule oft schlecht ab. Besonders abstrakte Konzepte und Rechenaufgaben bereiten ihnen große Probleme. Ihr Gedächtnis funktioniert ebenso eingeschränkt wie ihre Konzetrationsfähigkeit, weshalb nicht selten ADHS fehldiagnostiziert wird.

Das Fetale Alkoholsyndrom (FAS)

Wer vom FAS betroffen ist, leidet für gewöhnlich unter einer Fehlentwicklung eines oder mehrerer Organe. Insbesondere die Niere und das Herz sind betroffen. Schon im Säuglingsalter zeigt sich, dass diese Personen leicht reizbar sind und nur schwer zur Ruhe finden. Dies beeinträchtigt selbstverständlich auch ihren Schlaf. Im Laufe ihrer Entwicklung kommen Konzentrationsschwiergkeiten, Lernprobleme und geringere Intelligenz (im Vergleich zum Durchschnitt) hinzu. Die Interaktion mit anderen Menschen ist für an FAS Leidende ebenso mühsam wie Pläne zu machen. So entsteht ein dauerhafter Leidensdruck. Gepaart mit der leichten Reizbarkeit neigen Betroffene zu einer aggressiven und depressiven Grundstimmung. Sie verstehen selbst einfache Zusammenhänge bisweilen nicht und überschreiten deshalb gewisse Grenzen, stehlen oder machen mit Gewalt auf sich aufmerksam. Das liegt gar nicht daran, dass sie ständig Pläne mit böser Absicht schmieden. Vielmehr hat es damit zu tun, dass sie Mitläufer sind und die Konsequenzen ihres Verhaltens nicht abschätzen können.

Selbst einfache Alltagsaufgaben bereiten ihnen Probleme, insbesondere, was den Ablauf und die Reihenfolge mehrerer Schritte betrifft. So lässt sich häufig beobachten, dass Kinder, aber auch Erwachsene mit FAS noch gänzlich eingeseift aus der Dusche steigen und ihre Kleidung wieder anziehen. Die Symptome der Beeinträchtigung lassen mit dem Alter keineswegs nach, sodass die überwältigende Mehrheit der Betroffenen auch im Erwachsenenalter noch auf intensive Betreuung angewiesen ist, um den Alltag meistern zu können. Laut Angaben des Deutschen Ärzteblatts sind 70 Prozent der FAS-Patienten arbeitslos und nicht in der Lage, ein selbstständiges Leben zu führen.

Das partielle Fetale Alkoholsyndrom (pFAS)

pFAS-Patienten weisen die kognitiven Einschränkungen auf, die auch bei von FAS Betroffenen festzustellen sind. Jedoch sind die klassischen optischen Merkmale etwas schwächer ausgeprägt oder teilweise nicht vorhanden. Das erschwert natürlich die Diagnose. Oftmals ist pFAS damit noch perfider, schließlich leiden die Patienten auf geistiger Ebene genauso unter ihren Symptomen wie Menschen mit dem Vollbild der Krankheit.

Zahlen und Fakten rund um den Alkoholkonsum in der Schwangerschaft

Das Robert-Koch-Institut gibt an, dass in Deutschland jedes Jahr etwa 10.000 Babys mit alkoholbedingten Schädigungen auf die Welt kommen. 4.000 davon zeigen das Vollbild des Fetalen Alkoholsyndroms, das entspricht jeder 200. Geburt. Man geht davon aus, dass die Dunkelziffer tatsächlich doppelt so hoch liegt. Das liegt daran, dass die korrekte Diagnose äußerst schwierig ist.

Fazit

Natürlich musst du auf gewisse Annehmlichkeiten während der Schwangerschaft nicht verzichten. Du kannst eine Menge an Hobbys und liebgewonnenen Ritualen auch mit Babybauch beibehalten. Bier, Sekt, Wein und Co. sind aber tabu.

Autoren: Die BabyCare-Redaktion

Bild-Copyright © Daniel von Appen/Unsplash

📅 Letzte Änderung am: 17. September 2024

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