Tattoos in der Schwangerschaft – ist das wirklich gefährlich?

Schwangere Frau mit Tattoos

Ja es ist. Tattoos sollten deutlich vor Eintritt der Schwangerschaft fertig gestochen sein, oder man wartet bis nach der Stillzeit. Mehrere Gründe sprechen dagegen, sich während der Schwangerschaft tätowieren zu lassen.

Schwangere Frau mit Tattoos
Tipp: Tattoos deutlich vor der Schwangerschaft oder erst nach der Stillzeit

Erstens werden die Farbstoffe in die Haut hineingestochen, und sie bleiben nicht vollständig in der Haut, sondern sie werden zu geringen Anteilen auch in den Körper aufgenommen. Dazu gehören Eisenoxide und Ruße, auch aromatische Proteine aus dem Abbau von Farbstoffen, die krebserregend sein können, ebenso Konservierungsmittel und Schwermetalle. In der Tätowiermittel-Verordnung ist zwar aufgeführt, welche Pigmente für das Tätowieren erlaubt und welche verboten sind. Aber selbst dann, wenn sich ein Hersteller von Tätowier-Tinten ganz streng an dieser Liste ausrichtet, so bezieht sie sich immer nur auf die Wirkung beim Erwachsenen. Niemand hat bisher überprüft, welche dieser Farbstoffe in welcher Menge durch die Plazenta zum ungeborenen Baby gelangen und welche Wirkungen sie dort entfalten können. Dabei geht es bei dem ungeborenen Baby sogar um die mögliche Wirkung an Zellen, Geweben und Organen, die überhaupt erst dabei sind, sich zu entwickeln und die noch viele Jahrzehnte gesund funktionieren sollen.

Schadstoffe, Allergien, Infektionen, Schmerzen

Zweitens können einige der Inhaltsstoffe, die in Tätowiertinten enthalten sind, Allergien hervorrufen. Diese Allergien auf Tätowierfarben sind besonders unangenehm und dauerhaft bis hin zu Quaddeln und Ekzemen, weil man das Allergen nicht einfach weglassen kann – es sitzt unter der Haut. Um diese allergischen Reaktionen auf der Haut zu behandeln, wird dann häufig ein Cortison-Präparat verwendet. Auch wenn Cortisoncremes in normaler Dosierung keine schädlichen Auswirkungen auf das Baby haben, sind solche Allergien gerade in der Schwangerschaft unnötig und sehr lästig. Außerdem hat auch hier bisher niemand auch nur im Ansatz geprüft, welche allergischen Reaktionen beim ungeborenen Baby durch die Farbstoffe ausgelöst werden können. Bei einem Kind, das bereits mit Allergien auf Schwermetalle, Proteinverbindungen und Farbstoffe auf die Welt kommt, wäre zu fürchten, dass die Gesundheit und die Lebensqualität dadurch dauerhaft beeinträchtigt wären.

Außerdem ist es nicht selten, dass durch das Stechen Keime in die Haut eingetragen werden, wenn das Tätowieren nicht unter klinisch sterilen Bedingungen stattfindet. Bakterielle Entzündungen der Haut können zwar von allein abheilen. Häufig müssen aber dann Antibiotika als Tabletten oder als Cremes eingesetzt werden. Auch das sollte in der Schwangerschaft möglichst vermieden werden.

Drittens ist das Stechen von Tattoos immer mit Schmerzen verbunden, und zwar nicht nur am Tag des neuen Tattoos selbst, sondern auch in den Folgetagen. Manchmal fehlt auch ein bißchen Schlaf, weil man auf dem Tattoo in den ersten Tagen nicht liegen kann. Selbst dann, wenn diese Schmerzen normalerweise gut vertragen werden, reagieren Schmerzempfinden und Kreislauf doch in der Schwangerschaft anders. Es kann also durchaus passieren, dass eine Schwangere den Schmerz beim Tätowieren, den sie eigentlich schon von früher kennt, als sehr unangenehm erlebt. Kommen noch andere Faktoren dazu wie Stress oder eine Infektion, dann ist nicht ganz ausgeschlossen, dass diese Schmerzen auch zu vorzeitigen Wehen führen.

Viertens sind durch die hormonellen Veränderungen in der Schwangerschaft Haut und Bindegewebe lockerer. Es ist also denkbar, dass die Nadel tiefer ins das gelockerte Gewebe einsticht, dass Farben verlaufen.

Betäubung für den Kaiserschnitt nicht möglich

Ein ganz besonderes medizinisches Problem sind – fünftens – Tattoos im unteren Rückenbereich, das sogenannte „Arschgeweih“. Wenn vor der Geburt eine Betäubung der Nerven am Wirbelkanal durchgeführt wird, muss die Anästhesistin mit einer Nadel durch die Haut bis in die direkte Umgebung der Nervenstränge durchstechen. Sie hat dabei keinen großen Spielraum. Wenn die Nadel mit dem Betäubungsmittel durch ein Tattoo durchstechen muss, so wird Farbstoff mitgenommen bis in die Umgebung des Nervengewebes. Da diese Substanzen dort nicht hingehören, können sie örtliche Entzündungen auslösen. Die meisten Anästhesisten weigern sich deshalb, durch ein Tattoo hindurchzustechen, weil diese Entzündungen in direkter Nervennähe ein zu großes Risiko darstellen. Wenn dann eine Betäubung gebraucht wird, zum Beispiel für einen Kaiserschnitt, dann muss eine Vollnarkose durchgeführt werden.

Auch während der Stillzeit sollte wegen der vielen Gesundheitsgefahren für das Baby noch kein Tattoo geplant werden, sondern erst dann, wenn das Baby abgestillt ist. Manche Mütter lassen sich ein Tattoo stechen, um ihre Kaiserschnitt-Narbe zu verschönern.

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Tattoo entfernen – auch keine gute Idee

Sind Schwangerschaft und Stillzeit vorbei, dann steht dem neuen Tattoo nichts mehr im Weg. Manche Frauen lassen sich ihre Kaiserschnitt-Narbe verschönern, andere ihre Schwangerschaftsstreifen oder auch Besenreiser, also feine geplatzte Äderchen an den Unterschenkeln. Am besten ist es aber mit Tattoos an Bauch, Brust und Oberschenkeln so lange abzuwarten, bis frau ganz sicher ist, dass sie keine weiteren Kinder mehr bekommen möchte. Denn jede Schwangerschaft dehnt das Gewebe neu auf, und die Tattoos verformen und zerdehnen sich dadurch und sind manchmal kaum noch zu korrigieren.

Auch um ein ungeliebtes Tattoo zu entfernen ist die Schwangerschaft keine gute Zeit. Denn der Laser zertrümmert die Farbpartikel, so dass sie besser abgebaut werden können. Aber genau das führt dann dazu, dass die Substanzen vorübergehend im Blut nachgewiesen werden können, bevor sie durch die Nieren ausgeschieden werden. Weder ein Tattoo zu stechen noch ein Tattoo zu entfernen sollte also auf der Wunschliste während Schwangerschaft und Stillzeit stehen.

Autorin: Dr. med. Susanna Kramarz

Bild-Copyright © LightField Studios / shutterstock

📅 Letzte Änderung am: 12. März 2023

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