Seit Monaten zu kurzatmig, um Treppen zu steigen, zu müde zum Arbeiten, zu erschöpft, um sich die Zähne zu putzen – die Beschreibungen von Menschen mit Long Covid sind beeindruckend und erschreckend. Long Covid ist viel häufiger, als man lange Zeit gedacht hat. Von 10 ehemals infizierten Menschen erholen sich nur acht wieder in kurzer Zeit. Ein bis zwei brauchen viel länger, bleiben über Wochen und Monate in einem Long Covid hängen, mehr oder weniger stark, immer anstrengend.
Long Covid mit Baby, besonders einem Neugeborenen, das ist ganz fürchterlich. Keine Kraft fürs Stillen, fürs Tragen, für die vielen nächtlichen Ruhestörungen, fürs Wickeln und Kuscheln. Auch wenn die Spätfolgen der Infektion vielleicht irgendwann abheilen – die Zeit mit dem und für das Baby ist verloren. Long Covid kann nach leichten Erkrankungen ebenso auftreten wie nach schweren Verläufen. Die Ursachen sind nach wie vor unklar, und erfolgreiche Therapien sind immer noch nicht entwickelt.
Das Gute daran ist: Long Covid kann man natürlich heute mit weit größerer Sicherheit verhindern als es noch vor zwei Jahren der Fall war. Denn jedem Long Covid muss erst einmal eine COVID-19-Erkrankung vorangegangen sein. Nach drei Impfungen – ja, nach zweimal Impfen ist der Immunschutz etwas wackelig – schrumpft die Gefahr ganz erheblich, nach einem Kontakt mit SARS-CoV2 krank zu werden. Und ohne Erkrankung bekommt man auch kein Long Covid.
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Kommen immer noch Schwangere mit COVID-19 in die Klinik?
Abgesehen davon ist auch bis heute die Gefahr schwerer COVID-19-Verläufe und entsprechend von Long Covid mit Baby nicht gebannt. Immer noch müssen jede Woche in Deutschland Schwangere in die Klinik aufgenommen werden, weil sie sich mit SARS-CoV2 infiziert haben und weil ihre Erkrankung so schwer ist, dass sie sie nicht zu Hause auskurieren können.
Die aktuellen Zahlen können dem CRONOS-Register entnommen werden, ein Register, in dem seit 2020 die Daten von Schwangeren erfasst werden, die mit oder wegen einer COVID-19-Infektion in einer Geburtsklinik in Deutschland aufgenommen werden. Etwa ein Drittel aller Geburtskliniken in Deutschland beteiligt sich an dem Register. Die Zahlen sind deshalb das, was wir „belastbar“ nennen. CRONOS steht für „Covid-19 Related Obstetric and Neonatal Outcome Study in Germany”.
Erinnern wir uns, ab dem 1. November 2020 stand das Leben in Deutschland und weiten Teilen Europas still. Die erwartete zweite Welle nach der ersten Frühjahrs-Pandemie war nicht nur zurückgekommen: SARS-CoV2 hatte zum Entsetzen aller mutiert und war wesentlich ansteckender geworden als vorher.
Es gab noch keine Schnelltests und noch keine Impfungen. Nur Abstand halten, Hände waschen, sich nicht mehr treffen. Keine Freunde, keine Familien, keine Arbeit. Wo irgend möglich wurden Menschen ins Homeoffice geschickt, Kindergärten, Schulen und Universitäten geschlossen. Besuche in Krankenhäusern und Pflegeheimen waren nicht mehr möglich. Infizierte Frauen mussten unter der Geburt eine FFP2-Maske tragen, weil das Risiko so hoch war, Hebammen und Ärzt/innen anzustecken.
Kaum schien sich die Lage zu beruhigen, gab es die zweite große Mutation, die Delta-Variante. Wieder ging alles von vorn los, mit vielen Schwerkranken, manche zum zweiten oder dritten Mal infiziert, den überfüllten Krankenhäusern, den Toten, dem nicht endenden Lockdown in unterschiedlichen Ausformungen.
Immerhin, mit Lichtgeschwindigkeit und innerhalb eines einzigen Jahres war es gelungen, funktionierende Impfstoffe zu entwickeln, zu prüfen und zuzulassen. Im Januar 2021 ging es mit den ersten Impfungen los, aber erst im Sommer war allmählich genug Impfstoff für alle da. Inzwischen sind die meisten Menschen in Deutschland zwei- oder dreimal geimpft, manche viermal. Und das ist gut so.
Wie viele Schwangere mit COVID-19 mussten in die Klinik?
Von Mitte 2020 bis Mitte 2021 reichte die Periode, in der sich viele Schwangere trotz aller Vorsichtsmaßnahmen mit SARS-CoV2 ansteckten, in Deutschland, viel mehr aber noch in den USA. Aus dieser Zeit gibt es ausgezeichnete Erkenntnisse darüber, wie COVID-19 in der Schwangerschaft verläuft. In Deutschland haben sehr früh Geburtskliniken begonnen, die Daten der mit SARS-CoV2 infizierten Schwangeren und Frauen unter der Geburt zu sammeln.
Etwa ein Drittel aller Geburtskliniken in Deutschland macht seitdem bei diesem Register mit dem Namen CRONOS mit. Die wissenschaftlich ausgewerteten Ergebnisse der ersten zwei Jahre wurden vor Kurzem im Deutschen Ärzteblatt veröffentlicht. Um es ganz kurz zu machen:
In der Zeit vor der Einführung der Impfungen mussten insgesamt 271 Frauen wegen der Schwere ihrer COVID-19-Erkrankung in eine Klinik aufgenommen werden. 163 bekamen eine Lungenentzündung oder erhielten Sauerstoff, 92 mussten auf die Intensivstation, 39 beatmet werden, 4 verstarben. Bei 59 Frauen musste wegen der Schwere der Erkrankung die Schwangerschaft beendet werden, meist mit einem Kaiserschnitt.
In der zweiten Periode seit Einführung der Impfung mussten noch 119 Schwangere wegen der Infektion in die Klinik aufgenommen werden. Davon waren 84 ungeimpft, 35 geimpft. 13 ungeimpfte und nur 4 geimpfte Schwangere entwickelten eine Lungenentzündung oder erhielten Sauerstoff. Keine Frau verstarb, was sicherlich daran liegt, dass es inzwischen viel mehr Erfahrung in der Behandlung der schweren COVID-19-Erkrankungen und einige Erfolg versprechende Therapiemöglichkeiten gibt. Bei 12 der ungeimpften und bei 5 der geimpften Frauen musste trotzdem die Schwangerschaft beendet werden, weil die Krankheit so schwer war. In allen Fällen überlebten die Kinder, weil das Virus nicht durch die Plazenta hindurch zum ungeborenen Baby gelangt.
Insgesamt, so zeigen andere Untersuchungen, führt eine COVID-19-Erkrankung vor allem in den letzten 12 Wochen der Schwangerschaft häufiger zu einer Frühgeburt. Beatmung, Intensivstation, Koma, Frühgeburt, Kaiserschnitt – das alles ist natürlich unnötig und weitestgehend vermeidbar.
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Long Covid mit Baby vermeiden: Wie oft sollten Schwangere geimpft sein?
76,3 % der Menschen in Deutschland sind mindestens zweimal geimpft, 62,2 % dreimal. Entsprechend den Empfehlungen der Ständigen Impfkommission sollten Frauen mit Kinderwunsch oder während der Schwangerschaft heute dreimal geimpft sein, also die 1. und 2. Impfung erhalten haben, die zusammen als Grundimmunisierung bezeichnet werden, und danach eine Auffrischimpfung.
Eine zweite Auffrischimpfung wird empfohlen ab 60 Jahren, für Menschen, die in medizinischen und pflegerischen Einrichtungen arbeiten oder mit kranken oder pflegebedürftigen Menschen Kontakt haben, und für Personen mit Vorerkrankungen und einem geschwächten Immunsystem. Für Frauen mit Kinderwunsch und in der Schwangerschaft wird derzeit (Stand 29.09.2022) eine vierte Impfung noch nicht empfohlen. Es könnte aber sein, dass sich das irgendwann ändert.
In der Schwangerschaft kann jederzeit geimpft werden. Eine Impfung schadet weder der Mutter noch dem ungeborenen Baby. Da aber in den ersten 12 Wochen die Gefahr hoch ist, dass eine Schwangerschaft verloren geht, sollten in dieser Zeit alle Impfungen vermieden werden. Denn sonst könnte der – unberechtigte – Verdacht entstehen, dass die Impfung an dem Verlust schuld ist.
Impfungen gleichzeitig oder nacheinander?
Und zuletzt noch zu der Frage, ob gegen Influenza und COVID-19 gleichzeitig oder nacheinander geimpft werden sollte: Für die gleichzeitige Impfung spricht, dass man sich damit einen Arzttermin spart. Für eine Impfung in einem Abstand von zwei oder mehr Wochen spricht, dass man sich nach der Influenza-Impfung ein wenig schlapp fühlen kann, und dass die COVID-Impfung einem – auch wenn es schon die dritte Impfung ist – die Füße unter dem Boden wegziehen kann – nicht immer, aber manchmal.
Ein oder zwei Tage Fieber und Schüttelfrost, das ist durchaus möglich. Das sollte man in die Planung einbeziehen. Der Erfolg der Impfung, also die Bildung oder Stärkung von Antikörpern gegen das Influenzavirus und gegen SARS-CoV2, wird durch die Reihenfolge oder Gleichzeitigkeit der Impfungen nicht beeinträchtigt.
Mehr rund um COVID-19 und Schwangerschaft – und zwar immer auf einem frisch aktualisierten Stand – gibt es hier https://www.zusammengegencorona.de/faqs/spezifische-personengruppen/schwangere-und-stillende/
Autorin: Dr. Susanna Kramarz
Bild-Copyright © Hollie Santos / unsplash
📅 Letzte Änderung am: 12. März 2023