Elterngeld beantragen: Ein Leitfaden für werdende Eltern

Elterngeld ist eine wichtige staatliche Unterstützung, die Ihnen hilft, sich in den ersten Monaten nach der Geburt oder Adoption Ihres Kindes finanziell abzusichern.

Die Ankunft eines Babys ist eine aufregende Zeit im Leben werdender Eltern, bringt aber auch viele Fragen mit sich – darunter die, wie man das Elterngeld beantragt. Elterngeld ist eine wichtige staatliche Unterstützung, die Ihnen hilft, sich in den ersten Monaten nach der Geburt oder Adoption Ihres Kindes finanziell abzusichern. In diesem Leitfaden erfahren Sie, wie Sie Elterngeld beantragen und welche Optionen Sie dabei haben. Wir gehen zudem auf die Unterschiede zwischen Basiselterngeld und Elterngeld Plus ein und zeigen wichtige Tipps und Stolperfallen bei der Elterngeldbeantragung auf.

Was ist Elterngeld?

Elterngeld ist eine einkommensabhängige Leistung, die Eltern in Deutschland seit 2007 in Anspruch nehmen können, um einen Einkommensverlust während der Elternzeit auszugleichen. Es soll sicherstellen, dass Eltern während dieser Zeit finanziell unterstützt werden. Elterngeld kann genutzt werden, um sich intensiver um das Neugeborene zu kümmern, aber es ermöglicht auch Flexibilität, wenn es darum geht, wie Sie (und Ihr Partner) die Elternzeit gestalten.

Hinweis: Das Elterngeld wird mit dem Mutterschaftsgeld verrechnet

Viele Familien erhalten zunächst weniger Elterngeld als gedacht. Die staatliche Leistung wird nämlich in den ersten zwei Monaten nach der Geburt mit dem Mutterschaftsgeld verrechnet. Es lohnt sich aber, den Antrag auf Elterngeld direkt zu stellen, da es auch anteilig ausgezahlt wird. Wer kein Mutterschaftsgeld erhält, bekommt von Anfang an Elterngeld. Das heißt: „Man kann nicht beide Leistungen in voller Höhe beziehen“. Arbeitnehmerinnen erhalten zumeist erst ab dem dritten Monat Elterngeld, da die Mutterschutzleistungen ihres Arbeitgebers und ihrer Krankenkasse in den ersten beiden Monaten nach der Geburt zumeist höher sind. Anschließend hätten sie nur noch höchstens zehn Monate Anspruch auf das Basiselterngeld, zwei weitere Monate Elterngeld bekommt man, wenn der Partner zu Hause bleibt.

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Wann und wie beantragen Sie Elterngeld?

Die Beantragung von Elterngeld kann etwas komplex erscheinen, aber mit den richtigen Schritten ist der Prozess recht unkompliziert. Hier ist, was Sie tun sollten:

  1. Zeitpunkt des Antrags: Idealerweise sollten Sie Ihren Antrag auf Elterngeld so früh wie möglich einreichen, allerdings erst nach der Geburt des Kindes. Dies kann bis zu drei Monate rückwirkend erfolgen, gerechnet ab dem Monat der Antragstellung.
  2. Elterngeldstelle: Wenden Sie sich an die zuständige Elterngeldstelle in Ihrem Bundesland. Die meisten Anträge können online über das Elterngeldportal gestellt werden. Beachten Sie, dass die genauen Anforderungen je nach Bundesland variieren können. Daher ist es wichtig, die spezifischen Anforderungen und Formulare Ihrer regionalen Elterngeldstelle zu prüfen.
  3. Notwendige Unterlagen: Sie müssen verschiedene Unterlagen einreichen, um Ihren Antrag zu vervollständigen. Dies können Gehaltsabrechnungen, Steuerbescheide, Geburtsurkunden und andere Dokumente umfassen. Stellen Sie sicher, dass Sie alle erforderlichen Unterlagen sammeln, um Verzögerungen zu vermeiden.
  4. Berechnungszeitraum: Wählen Sie Ihren gewünschten Berechnungszeitraum für das Elterngeld. Dies kann das durchschnittliche Einkommen der letzten 12 oder 24 Monate vor der Geburt Ihres Kindes sein.
  5. Höhe des Elterngelds: Die Höhe des Elterngelds hängt von Ihrem durchschnittlichen monatlichen Einkommen ab. Das Elterngeld beträgt in der Regel zwischen 65 % und 67 % des durchschnittlichen Nettoeinkommens, das Sie in Ihrem gewählten Berechnungszeitraum hatten. Für Geringverdiener gibt es einen Mindestbetrag.

Elterngeld Plus oder Basiselterngeld: Die Auswahl im Überblick

Die Entscheidung zwischen Elterngeld Plus und Basiselterngeld hängt hauptsächlich davon ab, ob Sie Teilzeit arbeiten möchten oder nicht. Ein Kombinationsansatz, bei dem Sie beide Leistungen nutzen, ist ebenfalls eine Option. Wenn beide Elternteile Teilzeit arbeiten möchten, könnte der Partnerschaftsbonus für Sie von Interesse sein. Dieser Bonus verbindet die Vorteile eines höheren Einkommens mit zusätzlicher Zeit für Ihr Kind. Bedenken Sie jedoch, dass während der Arbeitszeit eine Betreuungsmöglichkeit für Ihr Kind erforderlich ist. Wenn keine Verwandten verfügbar sind, müssen Sie eventuell auf eine Tagesmutter oder Kindertagesstätte zurückgreifen.

Die damit verbundenen Kosten sollten in Ihre Überlegungen einfließen, da sich Teilzeitjobs unter Umständen weniger lohnen, als Sie es sich zunächst vorgestellt haben. Die Wahl zwischen Elterngeld Plus und Basiselterngeld ist letztendlich eine individuelle Entscheidung, die Sie als Eltern sorgfältig abwägen sollten. Das Basiselterngeld gewährt mehr Zeit mit Ihrem Kind und ein ausreichendes Einkommen über einen Zeitraum von zwölf Monaten. Im Gegensatz dazu wird das Elterngeld Plus über einen Zeitraum von bis zu 24 Monaten gezahlt, jedoch sind die monatlichen Zahlungen entsprechend niedriger.

Es ist wichtig zu beachten, dass die Berechnung des Elterngeld Plus anders erfolgt und es ist möglich, dass Sie insgesamt mehr Leistungen erhalten als mit dem Basiselterngeld. Wenn Sie Ihre Meinung ändern oder Ihre Situation sich ändert, können Sie relativ einfach zwischen den beiden Modellen wechseln. Ein Wechsel ist möglich, solange für die betreffenden Monate noch keine Leistungen ausgezahlt wurden.

Wichtige Tipps und Stolperfallen bei der Elterngeldbeantragung

Die Beantragung von Elterngeld kann mitunter kompliziert sein, und es gibt einige wichtige Aspekte, die Sie beachten sollten, um sicherzustellen, dass Sie die bestmögliche Unterstützung erhalten. Hier sind einige Tipps und häufige Fallstricke, die Sie bei der Beantragung von Elterngeld im Auge behalten sollten:

  1. Elternzeit anstelle von Urlaub: Ein häufiger Fehler ist die Verwechslung von Elternzeit und Urlaub. Manche Eltern nehmen Urlaub nach der Geburt des Kindes, obwohl sie Anspruch auf Elterngeld hätten. Dies kann dazu führen, dass Sie staatliche Unterstützung verpassen. Informieren Sie sich daher frühzeitig über die Voraussetzungen und prüfen Sie, ob Elterngeld für Sie infrage kommt.
  2. Arbeiten während des Elterngeldbezugs: Wenn Sie Elterngeld beziehen und gleichzeitig arbeiten möchten, ist es wichtig zu wissen, dass das Einkommen aus Ihrer Arbeit auf das Elterngeld angerechnet wird. In solchen Fällen kann es sinnvoller sein, Elterngeld Plus zu beantragen. Dabei wird das Einkommen erst dann angerechnet, wenn es 50 Prozent Ihres ursprünglichen Verdienstes übersteigt. Dies ermöglicht Ihnen eine höhere Flexibilität bei der Kombination von Arbeit und Elterngeld.
  3. Geldwerter Vorteil: Erhalten Sie einen geldwerten Vorteil – etwa ein Jobticket, eine Dienstwohnung oder einen Dienstwagen – wird dieser auf Ihr Elterngeld angerechnet. Bevor Sie sich entscheiden, den geldwerten Vorteil nicht mehr zu nutzen, sollten Sie sorgfältig berechnen, ob sich dies finanziell lohnt. Eine Alternative kann die Beantragung von Elterngeld Plus sein, da der geldwerte Vorteil dabei nicht angerechnet wird.
  4. Partnerschaftsbonus: Der Partnerschaftsbonus klingt auf den ersten Blick attraktiv, kann aber in der Praxis komplex sein. Um diesen Bonus zu erhalten, müssen beide Elternteile jeweils vier Monate hintereinander für 25 bis 30 Stunden pro Woche arbeiten. Wenn diese Voraussetzungen für nur einen Monat nicht erfüllt werden, müssen Sie den gesamten Betrag für die vier Monate zurückerstatten. Überlegen Sie daher sorgfältig, ob der Partnerschaftsbonus für Ihre persönliche Situation geeignet ist.
  5. Steuerklassenwechsel: Verheiratete Paare können erwägen, die Steuerklasse zu wechseln, um das Nettoeinkommen beider Partner zu erhöhen und somit ein höheres Elterngeld zu beantragen. Dies sollte bereits vor der Schwangerschaft geprüft werden, da der Steuerklassenwechsel spätestens sieben Monate vor Beginn des Mutterschutzes beantragt werden muss. Dies bedeutet, dass der Steuerklassenwechsel spätestens mit Eintritt der Schwangerschaft erfolgen muss, da der Mutterschutz sechs Wochen vor dem errechneten Geburtstermin beginnt.

Die Beantragung von Elterngeld erfordert eine gründliche Planung und Kenntnisse über die verschiedenen Optionen. Wenn Sie diese Tipps berücksichtigen und mögliche Stolperfallen vermeiden, können Sie sicherstellen, dass Sie die bestmögliche finanzielle Unterstützung für Ihre Elternzeit erhalten. Eine Beratung zum Thema bekommen Sie in der für Sie zuständigen Elterngeldstelle. Auch Schwangerenberatungsstellen können hier Auskunft geben. Oder Sie nutzen das Infotool Familienleistungen des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend.

Fazit

Die Beantragung von Elterngeld kann zwar zunächst einschüchternd erscheinen, aber sie ist ein wichtiger Schritt, um die finanzielle Sicherheit während der Elternzeit zu gewährleisten. Indem Sie sich frühzeitig über die Voraussetzungen und Anforderungen informieren, können Sie den Prozess reibungsloser gestalten. Denken Sie daran, dass es verschiedene Optionen gibt wie Elterngeld Plus und Basiselterngeld, die Sie je nach Ihren individuellen Bedürfnissen nutzen können. Elterngeld ist eine wichtige Unterstützung, die Ihnen hilft, die Zeit mit Ihrem neuen Kind in vollen Zügen zu genießen und dabei finanziell abgesichert zu sein.

Autor: Stephan-Nicolas Kirschner
Bild-Copyright © Jessica Rockowitz / Unsplash

Überarbeitung eines Originalbeitrags

Dieser Beitrag stammt ursprünglich aus dem Juni 2010 und wurde komplett überarbeitet und zu einem Leitfaden umgestaltet, wie und wann man Elterngeld beantragen sollte. Der ursprüngliche Beitrag zur Verrechnung des Mutterschaftsgelds ist als Absatz erhalten geblieben.

📅 Letzte Änderung am: 15. Januar 2024

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