Schwanger mit Asthma – welche Medikamente sind erlaubt?

Schwanger mit Asthma - Kortison nicht absetzen

„Ich möchte meinem Baby keinen Schaden zufügen. Deshalb verwende ich in der Schwangerschaft keine Arzneimittel.“ Diese Einstellung ist zu 95 Prozent gut und richtig. Am besten ist es, wenn gerade in der Schwangerschaft Kopf- und Rückenschmerzen, Übelkeit und Schwindel ohne Arzneimittel weggehen. Diese Einstellung ist auch richtig, solange ein Arzneimittel neu und zu wenig erforscht ist.

Auf der anderen Seite gibt es Krankheiten, die nicht nur anstrengend für die werdende Mama sind, sondern sich auch ungünstig auf das Baby auswirken. Und dann kommt man nicht um die Frage herum „Kann meine Krankheit meinem Baby schaden?“

Kann meine Krankheit meinem Baby schaden?

Zu solchen Krankheiten, die für das ungeborene Baby ein Problem darstellen können, gehören viele Infektionen und Fieberkrankheiten, weil fieberhafte Infektionen das Risiko für vorzeitige Wehen und für Frühgeburten erhöhen. Dazu gehören auch alle Krankheiten, die die Versorgung mit Sauerstoff gefährden. Wenn die Mutter einen Sauerstoffmangel hat, dann hat auch das Baby einen Mangel an Sauerstoff. Bei einem nur leichten, dauerhaften Defizit an Sauerstoff entwickelt sich das Baby über die Schwangerschaft hinweg nicht so gut, wie es sollte. Es bleibt kleiner, und es besteht die Gefahr, dass die Geburt zu früh beginnt. Hat die Mutter einen akuten Sauerstoffmangel, dann kann das sogar eine Fehlgeburt auslösen. Ein akuter Mangel an Sauerstoff kann hauptsächlich bei schweren Erkrankungen der Atemwege entstehen. Die Krankheit, die in dieser Hinsicht die größte Gefahr darstellt und am weitesten verbreitet ist, ist Asthma. Und damit wären wir beim Thema des heutigen Beitrags.

Schwanger mit Asthma – häufiger Anfälle

Seit Langem ist bekannt, dass es in der Schwangerschaft – verglichen mit gleichaltrigen, asthmakranken Frauen – gehäuft zu schweren Asthma-Attacken kommt. Das Phänomen wird nicht nur in Deutschland beobachtet, sondern auch in Großbritannien, in den USA und vielen anderen Ländern[1]. Das liegt aber nicht daran, dass eine Schwangerschaft an sich den Verlauf einer Asthma-Erkrankung verschlimmern würde. Sondern es liegt daran, dass viele Frauen denken, dass die ständige Verwendung von Asthma-Arzneimitteln dem Baby schaden könnte. So hört jede vierte Frau mit Asthma in der Schwangerschaft auf, ihr tägliches Kortisonspray zu verwenden. „Ich merke ja, wenn das Atmen schwerer fällt, dann kann ich immer noch mit dem Sprayen wieder anfangen“ – diese Annahme ist weitverbreitet.

Dabei sind gerade Kortikoide in den Sprays dafür da, dass die Luftröhre nicht auf jeden Reiz aus der Atemluft gleich mit Schwellungen und einer Verengung reagiert.  Sie hemmen aber die überschießenden Entzündungen in der Schleimhaut der Bronchien, die die Ursache für die Asthmaanfälle sind, nur dann zuverlässig, wenn sie regelmäßig verwendet werden. Lässt man sie weg, so ist das, als ob man in einem Kernkraftwerk die Kühlung abstellen würde, um Wasser zu sparen.

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Asthma: Ein Kernkraftwerk ohne Kühlung

Eine Zeit lang scheint alles gutzugehen. Aber dann kommt es zu einem Kontrollverlust, der nur noch schwer beherrschbar ist. Bei einem Asthmaanfall schwellen die Schleimhäute, die die Innenseite der Bronchien auskleiden, und verengen sie. Die Muskulatur, die die Bronchien umgibt, verkrampft sich und verengt die Luftwege zusätzlich. Die Folge ist eine schwere Atemnot.

Die sofortige Gabe hochwirksamer Medikamente kann einen Asthmaanfall unterbrechen. Aber auch wenn der Anfall vorüber ist – das Risiko bleibt. Allgemeinmaßnahmen, über die wir in diesem Blog schon früher ausführlich berichtet haben, können helfen, Reizstoffe aus der Atemluft fernzuhalten. Dazu gehören unter anderem Luftfilter in den Wohnräumen und im Schlafzimmer, Gazenetze vor den Fenstern und – besonders wirksam – FFP2-Masken. Doch in aller Regel wird Asthma nur die dauerhafte Verwendung von Kortisonspray beherrschbar. In manchen Fällen wird dem Spray auch noch ein Arzneistoff zugesetzt, der die Muskulatur der Bronchien entspannt; diese Sprays werden auch im Asthmaanfall verwendet.

Asthma in der Schwangerschaft: Immer genug Nachschub zu Hause

Da eine Asthma-Erkrankung nur dann friedlich bleibt, wenn die Kortisonsprays dauerhaft verwendet werden, sollte immer genug Nachschub zu Hause sein. Man sollte sich also nicht erst dann um das neue Rezept kümmern, wenn das alte Spray schon seit zwei Wochen verbraucht ist und das Pfeifen in den Bronchien wieder spürbar wird. Das tut dem Baby nicht gut und der Mama auch nicht. Viele Studien haben sich in den letzten Jahrzehnten um genau diese Fragestellung gedreht: Kann man vielleicht in der Schwangerschaft eine Zeit lang die dauerhaften Asthmamedikamente weglassen und nur dann sprühen oder Tabletten nehmen, wenn die Luftnot stärker wird und ein Asthmaanfall sich ankündigt? Nein, das ist keine gute Idee. Es kommt dann zu häufigeren und auch zu schwereren Asthmaanfällen, bis hin zu Notfällen mit schwerer Luftnot.

Das Asthmaspray gelangt nicht bis zum Baby

Aber niemand muss sich vor den Sprays fürchten: Selbst die tägliche Verwendung der Sprays ist für das ungeborene Baby völlig unproblematisch. Es ist seit Langem gut untersucht und belegt, dass die Arzneimittel, die per Spray in die Lunge kommen, auch tatsächlich nur dort wirken. Sie werden erst gar nicht in den Kreislauf aufgenommen. Sie verändern weder die hormonellen Kreisläufe bei der Mutter, noch gelangen sie zum Baby.

Autorin: Dr. med. Susanna Kramarz
Bild-Copyright © dragana991 / iStock


[1] Asthma in pregnancy: An update. Simon Couillard, Clare Connolly, Catherine Borg et al. Obstet Med. 2021 Sep;14(3):135-144. doi: 10.1177/1753495X20965072.

📅 Letzte Änderung am: 12. März 2023

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