Rauchen als werdender Vater – wirklich jetzt?

rauchende Zigarette auf Geländer

Mit dem Rauchen vor der Schwangerschaft oder auch währenddessen aufzuhören ist schon ganz schön schwer. Aber es ist fast unmöglich, wenn man – nein frau, gemeint ist ja hier die Schwangere – zu Hause mit jemandem lebt, der immer schön weiter raucht. Auf dem Balkon wahrscheinlich, das ist ja immerhin schon mal was. Aber manchmal raucht der werdende Vater auch nach dem Essen, beim Filmegucken oder Computerspielen oder überhaupt auch drinnen. Der Geruch ist immer da, die Versuchung, und …. Nein, wir reden heute nicht über das Passivrauchen und dass es das ungeborene Baby fast genauso schlimm schädigen kann, als ob die Mama selbst raucht: Dass das Baby zu klein geboren wird und furchtbar anfällig ist, das schafft der Papa allein, wenn er denn zu Hause weiter qualmt.

Wir reden heute davon, ob denn nicht vielleicht auch der Papa oder auch andere mit der Schwangeren zusammenlebende Raucherinnen und Raucher mal in sich gehen könnten und sich überlegen, ob er oder sie denn nicht auch komplett mit dem Rauchen aufhören könnte. Ja, komplett. Nicht eine oder zwei weniger. Komplett. Was die Kumpel sagen, die Freunde, die Kollegen? Wahrscheinlich, dass man ein Weichei ist und sich nicht wegen einer Frau zu etwas zwingen lassen soll. Und schon ist der gute Vorsatz wieder im Eimer. Und dann kann man es auch gleich sein lassen, oder? Nein, das muss schon umgekehrt gehen. „Wir kriegen ein Kind und haben zusammen beschlossen, mit dem Rauchen aufzuhören. Das ist ewig hart, aber wir halten uns dran, auch wenn der andere Mal grade nicht dabei ist.“ Na, wenn das nicht eine Ansage ist.

Rauchen aufhören: Es ist wahnsinnig schwer

Es ist wahnsinnig schwer, auch als werdender Vater. Bevor jemand, der starker Raucher oder starke Raucherin war, den Ausstieg tatsächlich schafft, liegen im Durchschnitt sechs ernsthafte, aber vergebliche Ausstiegs-Versuche hinter ihr oder ihm. Was gar nicht klappt, ist ein bisschen weniger zu rauchen. Da ist man kaum um die Ecke gelaufen, schon ist man bei der früheren Menge. Was auch oft nicht gut klappt, sind Nikotinpflaster. Es gibt genug Raucher im Ausstieg, die sich Nikotinpflaster kleben, dann aber trotzdem in den typischen „Jetzt-eine-Zigarette“-Situationen nicht wissen, was sie stattdessen tun sollen, mit dem aufgeklebten Pflaster weiterrauchen und so noch stärker in die Abhängigkeit reingeraten als vorher.

Eigentlich geht es nur mit einem kompletten, harten Stopp. Es folgen einige Tage Herzrasen, Kopfschmerzen, Schweißausbrüche und maximale Rastlosigkeit, weil erstens der Stoff fehlt und man zweitens überhaupt nicht weiß, was man sonst tun soll in diesen typischen Zigaretten-Situationen. Dann ist das Schlimmste vorbei, erstmal.

Rauchen als werdender Vater: Große Studie, kleine Erfolge

In Hongkong ist gerade eine Anti-Rauch-Kampagne für werdende Väter abgeschlossen worden, die Ergebnisse wurden soeben in dem hoch angesehenen Journal of the American Medical Association JAMA publiziert. 1053 werdende Väter, alle Raucher, wurden zu Beginn der Schwangerschaft ihrer Partnerinnen gebeten, bei einem Anti-Rauch-Programm teilzunehmen. Die Hälfte davon bekam eine Aufklärung darüber, wie schädlich ihr eigenes Rauchen für das Baby wäre, und wurde dann erst wieder am Ende der Studie nach sechs Monaten untersucht. Die andere Gruppe wurde außerdem mit Nikotinpflaster oder -kaugummi versorgt, soviel sie benötigten. Zusätzlich bekamen sie das Angebot, an einer Raucherentwöhnung in ihrem Wohnviertel teilzunehmen. Auch diese Gruppe wurde nach sechs Monaten wieder untersucht, und zwar wurde der Kohlenmonoxid-Gehalt in der ausgeatmeten Luft gemessen als einfacher Gradmesser dafür, ob weiterhin geraucht wurde oder nicht.

Und das Ergebnis war – nein, nicht überwältigend, im Gegenteil. In der Gruppe, die einfach nur eine kurze Beratung bekam, waren am Ende 3,9% zu Nichtrauchern geworden, in der anderen Gruppe 6,8%. Das ist nicht die Welt. Weit über 90% waren Raucher geblieben. Wahrscheinlich liegt es – auch – daran, dass diese werdenden Väter niemals selbst gefragt wurden, ob sie denn mit dem Rauchen im tiefsten Inneren aufhören wollen. Und ohne einen solchen ganz eigenen, persönlichen und starken Entschluss hilft auch das schönste Programm nicht.

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Wenn Lösungen einfach wären

Wenn Lösungen so einfach wären. Und Entwöhnungstherapie und Selbsthilfegruppen sind auch nicht jedermanns Sache. Sehen Sie sich doch mal einfach die Homepage www.rauchfrei-info.de an. Das ist keine „Wir wissen es besser und wir belehren dich jetzt von oben herab“-Seite, nicht so wie die hundert Diätbücher für Dicke, die so häufig von gertenschlanken Ernährungsberaterinnen verfasst wurden, die keine Ahnung von Sucht und Not haben.

Man hat den Eindruck, dass es auf diesem Rauchfrei-Portal jedenfalls vornehmlich Ex-Raucherinnen und -Raucher sind, die diese Texte und Konzepte verfasst haben, und die wissen, wie hart der Ausstieg ist. Man kann sich dort anmelden und sich für ein Online-Ausstiegsprogramm registrieren, man kann chatten, die Einträge in der Community lesen und auch selbst reinschreiben. Wie sicher sind Sie, mit dem Rauchen aufzuhören? Denken Sie darüber überhaupt zumindest mal nach? Haben Sie schon einen Plan? Oder sind Sie auf jeden Fall schon bombenfest entschlossen, und es fehlt nur noch der letzte Schub? Schon beim Lesen wird man dort „aufgegriffen“, wo man gerade steht. Und dann … Anmeldung im Programm und los geht’s.

Wenn Sie als werdender Vater rauchen und lieber versuchen wollen, in einer Gruppe an einem Programm teilzunehmen, gibt es die Möglichkeit, über www.rauchfrei-programm.de nach einem Kursleiter zu suchen. Ich – Ihre Blogautorin – habe aber den Eindruck, dass diese Liste nicht aktuell und nicht vollständig ist.

Freundliches Neben-Ergebnis

Die Studie in Hongkong zeigte aber ein sehr freundliches kleines „Neben-Ergebnis“. Wenn die werdenden Väter es schafften, über die ganze Zeit rauchfrei zu bleiben, bezeichneten die Paare selbst ihre Beziehung nach sechs Monaten als harmonischer als die über 90%, bei denen die Partner den Rauchstopp nicht schafften. Wenn das nichts ist.

Autorin: Dr. Susanna Kramarz

Bild-Copyright © Andres Siimon / Unsplash

📅 Letzte Änderung am: 14. März 2023

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