Der Frühling war bis auf ein paar Tage bisher ganz schön kühl. Bodenfrost bis Mitte April, bedeckter Himmel und immer wieder Regen statt strahlenden Frühlingswetters. Wie jedes Jahr freut das ganz besonders diejenigen, die unter Heuschnupfen leiden. Für Pollenallergiker kann nach einem warmen Frühlingstag mit aufblühenden Bäumen und Sträuchern der nächste Landregen gar nicht schnell genug kommen. Die Pollensaison ist dieses Jahr bisher auch besonders mild verlaufen. Das wird sich aber schlagartig ändern. Wenn in den nächsten Tagen die Temperaturen steigen, die Sonne rauskommt und dann die Baumblüte auf einen Schlag einsetzt. Weiden, Pappeln, Erlen, Birken, Hainbuche & Co. lassen grüßen.
Schon ein bisschen kurzatmig von der Schwangerschaft und dann auch noch ein Heuschnupfen dazu, das ist eine ganz grässliche Kombination. Heuschnupfen kann in der Schwangerschaft ganz anders verlaufen als sonst. Bei manchen Frauen reagiert das Immunsystem von Augen und Nasenschleimhaut schwächer als vorher, aber oft verstärkt sich der Heuschnupfen. Es wird vermutet, dass das daran liegt, dass Östrogen – in der Schwangerschaft deutlich erhöht – nicht nur die „normale“ Haut etwas auffüllt, sondern auch die Nasenschleimhäute minimal anschwellen lässt. Das hat natürlich erstmal keinerlei Krankheitswert. Wenn dann aber die allergische Reaktion auf Baum- und Gräserpollen dazukommt, dann sind die Nase und die Nasennebenhöhlen schneller zu. In der Zeit der stärksten Baumblüte wird der Heuschnupfen manchmal sehr stark. Menschen mit einer heftigen Allergie können nur noch direkt nach einem Regenguss aus dem Haus und sind auch in der Wohnung nicht mehr beschwerdefrei. Das Krankheitsgefühl bei schwerem Heuschnupfen ist enorm.
Inhaltsverzeichnis
Schaden Arzneimittel gegen Heuschnupfen meinem Baby?
Was normalerweise kein Problem ist – das Verwenden von Tabletten und Sprays gegen den Heuschnupfen – , das bereitet während der Schwangerschaft immer wieder Sorgen. Denn die große Frage, die über allen Arzneimittel-Anwendungen in der Schwangerschaft steht, heißt immer „Schadet das meinem Baby?“
Deshalb sprechen wir in diesem Beitrag auch nicht in erster Linie über Arzneimittel, sondern über alle anderen Möglichkeiten, die Heuschnupfen-Zeit gut zu überleben.
Als Allererstes hilft hier ein Accessoire, an das wir uns im Lauf des letzten Jahres absolut gewöhnt haben: Die Gesichtsmaske. Pollen sind viel größer als Viren. Und wenn durch normale Alltagsmasken und durch die leichten Medizinmasken schon 90% aller Viren aus der Luft gefiltert werden, dann gilt das umso mehr für Pollen. Und FFP2-Masken sind für Pollen praktisch undurchdringlich. Vielleicht haben diejenigen unter unseren Leserinnen, die ihren Heuschnupfen gut kennen und inzwischen nur noch mit Maske draußen unterwegs sind, das ja auch schon gemerkt.
Masken sollten waschbar sein
Allerdings unterscheiden sich die Pollen in einem wesentlichen Merkmal von den Coronaviren. Sie zerfallen nicht innerhalb einer überschaubaren Zeit, sondern bleiben in den Gesichtsmasken stecken und reichern sich dort an. Wenn man sich mit FFP2-Masken vor Pollen schützen will, reicht es also nicht, sich am Wohnungseingang ein Brett hinzuhängen mit sieben Haken für die sieben Wochentage und dann die Maske aus der vergangenen Woche wiederzuverwenden. Es reicht auch nicht, wenn Sie die Masken trocken desinfizieren, so wie es derzeit empfohlen wird, um besonders hartnäckige Corona-Viren abzutöten, die sich eventuell in den Schichten der Masken „verfangen“ haben.
Die Pollen, um die es ja beim Heuschnupfen geht, müssen aus der Maske raus. Und das bedeutet, dass Sie nach jedem Gang nach draußen entweder eine neue FFP2-Maske oder eine neue medizinische Maske verwenden sollten. Oder Sie schaffen sich hochwertige wiederverwendbare Masken an, bei denen die Maske selbst waschbar ist und nur die eingelegten Filter gewechselt werden – noch nie war der Markt so reich an Angeboten.
Was Sie eher nicht verwenden sollten, das sind Masken, die damit werben, dass sie eine Viren-abtötende Nano-Schicht enthalten. Das Bundesinstitut für Risikobewertung ist sich noch nicht ganz sicher, nimmt aber an, dass die Titanium- und Silber-Ionen in geringer Menge eingeatmet werden können und weil sie so winzig sind dann auch durch das Lungengewebe ins Blut aufgenommen werden.
Ein weiterer Schutz, um zu Hause vor Pollen weitgehend Schutz zu finden, sind Pollenfilter vor den Fenstern. Diese gibt es in jedem Baumarkt und in vielen Online-Shops. Sie sind sehr viel engmaschiger als Fliegengitter und fast lichtdicht. Die dunklen Gewebe verdunkeln deshalb auch den Raum und sind eigentlich nur im Schlafzimmer verwendbar. Wenn jemand aber einen sehr starken Heuschnupfen hat, sind sie als alleiniges Mittel nicht wirkungsvoll genug, um die Pollenkonzentration in den Räumen zu senken. Sie sollten kombiniert werden mit Luftreinigern, mindestens im Schlafzimmer, eventuell auch in anderen Wohnräumen.
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Luftreiniger filtern Pollen sehr gut
Luftreiniger waren im letzten Frühjahr auf dem Weltmarkt vorübergehend komplett ausverkauft, weil sie wirkungsvoll Coronaviren aus der Luft filtern. Inzwischen gibt es sie wieder in allen möglichen Ausführungen. Und wenn man sie nur für kleine Räume braucht, sind sie auch nicht allzu teuer. Pollen filtern diese Geräte – ebenso wie Masken – noch effektiver aus der Luft als Viren. Allerdings darf man nicht vergessen, die Filter regelmäßig auszutauschen. Übrigens sind Luftfilter etwas grundsätzlich Anderes als Luftbefeuchter. Luftbefeuchter schicken kleine Dampf-Tröpfchen in die Luft, aber sie filtern und reinigen die Luft nicht.
Wäsche nicht nach draußen hängen
Versorgt mit waschbaren Masken mit auswechselbarem Filter-Layer, mit Pollenschutzvlies vor den Fenstern und Luftreinigern in der Wohnung? Dann ist Ihr Heuschnupfen vielleicht schon erträglich geworden? Wenn nicht, waschen Sie Ihre Kleidung häufig, am besten täglich. Auch die Wäsche von allen mit Ihnen lebenden Menschen sollte ebenso häufig in die Waschmaschine. Viel Waschmittel muss dabei nicht ins Wasser. Die Pollen werden auch vom Wasser selbst ausgespült. Und hängen Sie, so schade es ist, Ihre Wäsche nicht nach draußen. Bei schönstem Sonnenschein und Pollenflug auf die Wäschespinne im Garten oder auf den Balkon? Sie geben sich so viel Mühe, Ihre Wohnung pollenfrei zu halten. Da wäre es schade, wenn Sie sich die Übeltäter mit der frisch gewaschenen Wäsche gleich wieder ins Haus holen.
Alles perfekt und immer noch jucken und kratzen die Augen und die Nasenschleimhäute wie verrückt? Vor allem nach einem schönen Frühlings-Spaziergang läuft die Nase und manchmal haben Sie sogar den Eindruck, schlechter Luft zu bekommen? Dann lassen Sie uns zuletzt doch noch über Arzneimittel sprechen.
Kortison-Sprays wirken direkt auf die Schleimhaut
Die schlechteste Variante ist es, Arzneimittel wegzulassen, vor allem dann, wenn Sie merken, dass Sie sich beim Atmen mehr anstrengen müssen. Wenn schon die Atemwege angegriffen sind, ist das der erste Schritt hin zu einer Asthma-Erkrankung. Hier ist es wie mit Schmerz-Erkrankungen: Es muss frühzeitig und mit wirksamen Mitteln eingeschritten werden, weil damit häufig verhindert werden kann, dass eine Krankheit dauerhaft wird und sich festsetzt.
Besprechen Sie die Sache mit der Luftnot mit Ihrer Frauenärztin oder Ihrem Frauenarzt. Lassen Sie sich möglichst bald einen Termin in Ihrer Hausarztpraxis oder in einer allergologischen Praxis geben. Mit Asthma ist nicht zu spaßen. Das wirksamste Mittel sind Asthma-Sprays, die ein Kortikoid enthalten und eingeatmet werden. Die Kortikoide landen direkt auf der Schleimhaut der Atemwege und stoppen dort lokal die Entzündung durch die Allergie, ohne überhaupt in den Kreislauf zu gelangen. Nur ganz wenig dieser Arzneimittel gelangt in den Körper, deshalb sind diese Sprays definitiv auch in der Schwangerschaft geeignet.
Allergie-Medikamente gründlich geprüft
Auch die ganz klassischen Heuschnupfen-Medikamente Loratadin und Cetirizin, die es rezeptfrei in der Apotheke gibt, sind in der Schwangerschaft unbedenklich. Sie sind sehr gut untersucht und haben keinerlei Auswirkungen auf das Baby. Ebenso ist das Cromoglicin, das die Entzündungszellen stabilisiert und beruhigt und als Nasenspray, Augentropfen oder Spray zum Inhalieren verwendet wird, bei Schwangeren gründlichst geprüft und unbedenklich. Wenn Sie es noch genauer wissen, lesen Sie bei Embryotox nach.
Die ganze Pollenflugsaison kommt noch
Eines ist jedenfalls klar: Nur weil dieses Frühjahr ziemlich kühl ausgefallen ist und es auch mehr geregnet hat als in den Vorjahren, und nur weil bisher die Baum- und Gräserpollen nicht viele Chancen hatten, bedeutet das keinesfalls, dass auch so bleiben wird. Im Gegenteil: Wenn Sie sich hier den Pollenflugkalender der Deutschen Pollenflugstiftung ansehen – hier gibt es übrigens eine detaillierte Tages-Vorhersage für alle möglichen Pollenbelastungen –, dann stehen wir zwar laut Kalender in der zweiten Aprilhälfte. Der Flug der Eschen-, Pappel und Weidenpollen hat aber überhaupt erst in einigen wärmeren Regionen begonnen, von Buchen, Eichen, Kiefern und den Gräsern und Kräutern ganz zu schweigen. Wir befinden uns in Sachen Pollenflug also eher auf einem Stand, der normalerweise Ende März zu erwarten wäre. Die ganze Pollensaison liegt also noch vor uns.
Waschbare Masken, Pollenvorhänge, Luftfilter, Arzneimittel zum Sprayen, Tropfen und Einnehmen – die Möglichkeiten, sich auch in der Schwangerschaft gut vor den Auslösern und den Symptomen eines Heuschnupfens zu schützen, sind vielfältig. Und dass das Wetter zumindest bis Mitte Juni immer ein bisschen regnerisch bleiben soll, ist letztlich auch nicht so verkehrt.
Autorin: Dr. med. Susanna Kramarz
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📅 Letzte Änderung am: 14. März 2023