Wenn sich nach der Geburt die Plazenta, der Mutterkuchen, aus der Wand der Gebärmutter löst, hinterlässt das eine große Wunde. Diese Wunde braucht mehrere Wochen, um sich allmählich zu verschließen und vollständig abzuheilen. Daher auch die Bezeichnung Wochenfluss.
In den ersten Stunden nach der Geburt kann die Blutung aus der Gebärmutter ziemlich stark sein. Die Hebammen beobachten das genau, und es wird auch in der Klinik immer dokumentiert, wie viele Vorlagen durch geblutet wurden. Denn wenn die Blutung nicht aufhört, müssen eventuell medizinische Maßnahmen getroffen werden, um sie zu stoppen. Aber davon ein anderes Mal. Heute soll es um den normalen Verlauf gehen, die normale Blutung aus der Gebärmutter. Bereits nach einigen Stunden sollte sie nicht mehr stärker sein als eine starke Menstruationsblutung, und das ist dann normal.
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Die Nachwehen beim Wochenfluss sind häufig ziemlich schmerzhaft
Trotzdem braucht es nicht Tage, sondern Wochen, bis die Wunde in der Gebärmutter ganz und gar verschlossen und abgeheilt ist. Und so lange verlassen Blut, Gewebe und Wundflüssigkeit die Gebärmutter durch den Gebärmuttermund. Ebenso wie bei der Menstruation bleibt während des Wochenflusses der Gebärmuttermund deshalb leicht geöffnet, damit sich Blut und Flüssigkeit nicht in der Gebärmutter stauen. In den ersten Tagen nach der Geburt zieht sich außerdem die Gebärmutter immer wieder für einige Minuten zusammen. Das kann noch mal wehtun wie bei einer mittelstarken Wehe. Vor allem beim Stillen können diese Kontraktionen stark werden, was mit den Hormonen zusammenhängt, die während des Stillens ausgeschüttet werden. Frauen, die mehrere Kinder bekommen haben, berichten, dass die Schmerzen nach der zweiten und den folgenden Geburten stärker sind als nach der ersten Geburt. Warum das so ist, dafür gibt es keine Erklärung.
Große Wunde in der Gebärmutter
Die Wunde in der Gebärmutter kann jedenfalls nicht wie eine oberflächliche Wunde auf der Haut innerhalb kurzer Zeit eintrocknen und sich verschließen. Sondern es bildet sich nach und nach gesunde Gebärmutterschleimhaut neu und ersetzt im Laufe der Wochen die verletzte Innenfläche der Gebärmutter.
Damit ist eigentlich schon die Hauptsache rund um den Wochenfluss gesagt. Anfangs dunkel rötlich braun und mit Klümpchen von geronnenem Blut und Gewebe durchsetzt, wird er nach und nach heller, und die Menge nimmt ab. Irgendwann besteht er nur noch aus hellem Wundwasser, bevor er ganz aufhört.
Insgesamt hält der Wochenfluss über mehrere Wochen an. Die ganze Zeit über ist der Muttermund leicht geöffnet, nicht nur nach einer natürlichen Geburt, sondern auch nach einem Kaiserschnitt. Deshalb besteht eine sehr reale Gefahr, dass durch den Muttermund Krankheitserreger in die Gebärmutter aufsteigen. Da die Keime dort auf eine offene Wunde treffen, können sie sich nicht nur in dem warmen, proteinreichen Milieu rasant vermehren. Sie können auch leicht in den Blutkreislauf gelangen und schwerste Erkrankungen auslösen, mit hohem Fieber, dem Wochenbett- oder Kindbettfieber. Das Kindbettfieber war früher häufig und oft tödlich.
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Wochenfluss: Keine Tampons oder Menstruationstassen nach der Geburt
Aus diesem Grund sollten auf keinen Fall nach der Geburt Keime in die Vagina gelangen. Der Wochenfluss sollte niemals mit Tampons, Menstruationsschwämmchen oder -tassen aufgefangen werden, sondern ständig nach außen abfließen können. Zunächst werden direkt nach der Geburt meist Vorlagen verwendet, um das Blut aufzufangen. Später werden Binden für sehr starke Menstruation verwendet, die dann nach und nach gegen schmalere Binden ausgetauscht werden können.
Medizinische Untersuchungen der Vagina und am Vaginalausgang – zum Beispiel wegen eines Dammrisses – werden nur nach strengsten Hygieneregeln und mit sterilen Handschuhen und Mundschutz durchgeführt. Sitzbäder, um die Verletzungen der Vagina und des Dammes zu reinigen und zu beruhigen, sind in dieser Zeit erlaubt, weil dabei kein Wasser in die Vagina selbst eindringt. Mit dem Baden in der Badewanne sollten Sie so lange warten, bis der Wochenfluss nicht mehr stark ist. Da kann mindestens zwei Wochen dauern, manchmal auch mehr. Und auch dann sollten Sie darauf achten, dass kein Wasser in die Vagina eindringt. Denn solange der Gebärmuttermund noch geöffnet ist, könnte Wasser mit den darin enthaltenen Keimen in die Gebärmutter gelangen. Das sollten Sie auf jeden Fall verhindern.
Sex beim Wochenfluss nur mit Kondom
Falls Sie nach einigen Wochen nach der Geburt wieder Sex haben wollen, dann verwenden Sie unbedingt ein Kondom. Denn Kondome sind keimfrei hergestellt. Der Penis dagegen müsste minutenlang bei zurückgeschobener Vorhaut mit Alkohol desinfiziert werden, um zumindest Keimarmut zu erreichen. Wobei die Frage, wann nach der Geburt ein Paar wieder mit dem Sex anfangen möchte, noch mal eine ganz spezielle Antwort braucht und (mindestens) einen eigenen Blog-Beitrag. Denn gerade nach einer natürlichen Geburt tut tage- und wochenlang einfach nur alles in der Vagina und im Intimbereich weh. Oft kommt auch eine ganz tiefe Erschöpfung nach der Schwangerschaft und Geburt hinzu, die nichts mit einem Babyblues oder eine postpartalen Depression zu tun hat. Sex steht für die allermeisten Frauen nach einer Geburt auf der Prioritätenliste auf Seite 395. Aber das ist hier nicht unser Thema; aktuell geht es heute nur um den Wochenfluss.
40 Tage Enthaltsamkeit – die Bibel hat völlig Recht
Eigentlich lautet die medizinische Empfehlung, bis zum völligen Aufhören des Wochenflusses überhaupt keinen vaginalen Sex zu haben. Das kann sich durchaus fünf, sechs Wochen hinziehen und entspricht damit ziemlich genau den 40 Tagen, die schon in der Bibel als Zeitraum angegeben werden, in dem die Frau nach der Geburt von ihrem Mann nicht berührt werden sollte.
Nun hat natürlich niemand etwas gegen Berührungen. Aber wir leben ja auch in einer Welt des hygienischen und zivilisatorischen Fortschritts, mit fließendem, sauberem Wasser, täglicher Wäsche, sauberem Geschirr. Wir haben keinen ständigen Alltagskontakt mit Nutztieren wie Hühnern oder Schafen, bewahren unsere Nahrungsmittel in Kühlschränken auf, und das, was wir essen und trinken, scheiden wir nicht einfach in der Nähe unserer Wohnung im Freien aus.
Man muss es einfach mal so klar sagen; Als im dritten Buch Mose im Alten Testament die seit Jahrhunderten bewährten Hygieneregeln für das Zusammenleben von Frauen und Männern schriftlich festgehalten wurden, herrschten komplett andere Umstände, was Alltag und Hygiene anging. Dass nach einer Geburt 40 Tage lang ein Mann seine Frau nicht einmal berühren durfte, könnte sich dabei also in erster Linie um einen Schutz der Frauen vor tödlichen Infektionen gehandelt haben. Wenn man es sich ganz unvoreingenommen ansieht, war das also eher eine Bevormundung der Männer statt eine Bevormundung der Frauen.
Kindbettfieber – auch heute noch gefährlich
Nun aber zurück in unsere Jetzt-Zeit. Treten in den ersten Wochen nach der Geburt Schmerzen in der Gebärmutter und vor allem Fieber auf, dann heißt es unbedingt schnell ärztliche Behandlung zu suchen. Das Kindbettfieber, bei dem sich gefährliche, krankmachende Keime im Blut vermehren, muss unbedingt und sofort mit hochwirksamen Antibiotika bekämpft werden. Wenn Sie ins Krankenhaus müssen, nehmen Sie das Baby einfach mit. Vielleicht kann es bei Ihnen im Zimmer bleiben, und wenn die Antibiotika wirken, sinkt das Fieber ja auch schnell wieder.
Eigentlich ist die Zeit der Geburt erst dann vorbei, wenn der Wochenfluss komplett versiegt ist. Dann können Sie auch wieder baden, schwimmen gehen und Sex haben, falls Sie das alles wieder möchten, ohne dass damit noch ein gesundheitliches Risiko verbunden wäre.
Autorin: Dr. med. Susanna Kramarz
Bild-Copyright © Isaac Quesada / unsplash
📅 Letzte Änderung am: 12. März 2023